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Pilotierung kostenlose Rikscha in Burtscheid

Projektierung Rikscha in Burtscheid – ein Erfahrungsbericht

Die AWO Burtscheid und die Stadt Aachen haben unter Leitung von Linus Offermann im Spätsommer die Einführung einer Rikscha in Burtscheid pilotiert. Die Pilotierung ist zwischenzeitig abgeschlossen, die Phase wurden analysiert und die Finanzierung geklärt. Ab Frühjahr 2024 geht die Rikscha jetzt in den Regelbetrieb. Freuen wir uns darauf.

Rikscha Ansicht von rechts

Foto: Martin Landrock

Rikscha Ansicht von links

Foto: Martin Landrock


Ein ganz kurzer Rückblick in die Historie: Rikschas sind eine japanische Erfindung und waren dort für Europäer gedacht, die die engen japanischen Sänften nicht nutzen konnten. Mit diesen Laufrikscha und den späteren Fahrradrikschas, die wir häufig auch aus Indien kennen, hat die Burtscheider Rikscha aber nichts zu tun. Das Gefährt hat beeindruckende Ausmaße, der Antrieb wird elektrisch unterstützt und auch die Mitnahme eines Rollstuhls oder Gepäcks ist kein Problem.

Einer der ersten freiwilligen Rikscha-Piloten in Burtscheid war Reiner Nerlich. Nachfolgend sein kurzweiliger Erfahrungsbericht aus der Pilotierungsphase.


Reiner Nerlich und Rikscha

Foto: Reiner Nerlich

Plakat Burtscheid Rikscha

Foto: Martin Landrock


a. Das Fahrttraining

Das Fahrtraining für die zukünftigen Rikscha-Piloten fand an einem verregneten Donnerstagmorgen auf dem Verkehrsübungsplatz an der Hohenstaufenallee statt. Die „Fahrschüler“ waren schon etwas aufgeregt, was da auf sie zukommen würde. Und das kam es dann auch in Form von der großen weißen Rikscha. Was für ein Gefährt!

Nach anfänglichen Zögern trauten sich die Eleven, sich mit dem Gefährt vertraut zu machen. Nach ersten Proberunden wuchs die Zuversicht und wir trauten uns ans Slalomfahren, rückwärts einparken und so weiter. Es regnete in Strömen und wir waren alle ziemlich durchfeuchtet, aber total gut gelaunt. Als krönenden Abschluss durfte ich dann Linus Offermann im strömenden Regen nach Burtscheid via Burtscheider Brücke – mit Anfahren der Rikscha am Berg – kutschieren. Meine Taufe hatte ich also damit hinter mir.

b. Erfahrungen

Ich bin bisher während der Testphase an zwei Tagen gefahren – einmal an einem Freitag (Markttag in Burtscheid) und einmal an einem Dienstag.

Am Freitag hatte ich eine feste Buchung. Eine ältere Dame wollte von der Luise Hensel Str. zum Markt in Burtscheid gefahren werden. Als an der genannten Adresse vorgefahren bin, wurde ich von der Dame bereits erwartet. Sie war ganz aufgeregt und super gut gelaunt. Ihr Ehemann durfte das Ganze dann fotographisch dokumentieren. Während der Fahrt zum Markt haben wir uns bestens unterhalten.

Die Rikscha erzeugt absolute Aufmerksamkeit. Nachdem ich die Dame in Burtscheid abgeliefert hatte, habe ich noch mehrere spontane Fahrten machen können. Ich habe einfach „Interessent*innen“ zu einer Mitfahrt in der Rikscha überredet. Insgesamt war damit der Freitag ein schöner Erfolg.

Der Dienstag war naturgemäß – dienstags scheint Burtscheid irgendwie geschlossen zu sein – eher etwas ruhiger. Ich hatte nur zwei Buchungen für den Nachmittag. Eine Kundin wollte von der Bayerallee zum Café Lammerskötter gefahren werden.

Weil die Abholadresse etwas kniffelig zu finden war, bin ich vorher schon die Strecke gefahren und gleich eine Frau mit Hund an den Waldrand zum Spazieren gefahren sowie ein älteres Ehepaar, die eigentlich zu Fuß gehen wollten, via Rikscha ans Ziel gefahren.

Alle Fahrgäste waren total neugierig und vom Konzept begeistert. Solange das Konzept noch nicht so bekannt ist, sollten die Pilot*innen auch aktiv auf potentielle Fahrgäste zugehen und dadurch Berührungsängste abbauen. Vielfach war beispielsweise nicht bekannt, dass die Fahrt kostenlos durch Ehrenamtler durchgeführt wird.

Die schönste Fahrt hatte ich dann am Dienstag Nachmittag: Ich wurde gebucht, weil eine Frau ihrer erkrankten Freundin eine Freude machen wollte. Ich habe die beiden Damen mit der Rikscha zum Eisessen ins Frankenberger Viertel und zurück gefahren. Während die Damen ihr Eis genossen, konnte ich dann ein wenig Werbung für das Projekt machen. Die erkrankte Frau konnte in der Zeit ihre Erkrankung ein wenig vergessen können und beide wurden zufrieden zurückgefahren.

c. Fazit

Das Projekt ist der absolute Hingucker und superwichtig zur Verbesserung der Mikromobilität im Viertel. Die Menschen sind neugierig, wenn die Rikscha steht oder fährt. Selbst unsere nicht immer gut gelaunten automobilen Zeitgenossen sind nach meiner Erfahrung bisher immer respektvoll mit dem neuen Fisch im Teich umgegangen.

Die Pilot*innen sollten immer ein wenig „nachhelfen“, damit die Bewohner die Rikscha ausprobieren. Wenn sich die Burtscheider dann die Rikscha erzeugt absolute Aufmerksamkeit, erst einmal an die Rikscha gewöhnt haben, könnte das Projekt zum Selbstläufer werden. Bis dahin gilt es Präsenz zu zeigen.

Autor und Rikscha-Pilot: Reiner Nerlich