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Reden bei der Auftaktsveranstaltung zu "ACtiv für's Klima"

20. Januar 2011, 14 Uhr, altes Kurhaus, Kick-off-Veranstaltung    

 

Oberbürgermeister Marcel Philipp

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher unserer städtischen Kinder- und Schuleinrichtungen,

Sie alle starten heute zu einem ganz besonderen Projekt in der Stadt Aachen. Die Kindertagesstätten und Schulen der Stadt Aachen werden „aktiv fürs Klima“. Sie sind damit die erste große Gruppe von Personen und Einrichtungen, die an der Kampagne „aktiv fürs Klima“ in Aachen teilnehmen. Sie, in den städtischen Kindergärten und Schulen engagieren sich hier vor Ort für den Klimaschutz.

Dafür möchte ich Ihnen schon jetzt danken. Ich zolle Ihnen großen Respekt, denn dies erfordert schließlich einiges an Arbeit. Neben den ohnehin in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegenen Anforderungen in den Schulen und Kitas sind Sie bereit, Einsparung von Energie, Wasser und anderen Ressourcen anzugehen, in den Schulalltag, den Unterricht und die Abläufe in den Kitas einzubinden. Sie werden z.B. hinterfragen, ob die Kinder mit dem Auto gebracht werden müssen und alle im Gebäude sensibilisieren, das Licht auszuschalten.

Sie liefern ein gutes Vorbild, das sich rumsprechen wird. Sie erreichen die Kinder und Jugendlichen in Ihren Einrichtungen, aber diese werden ihrerseits als Multiplikatoren wirken, ihre Eltern, Geschwister und Freunde ins Visier nehmen – wie Kinder das halt gern so machen. Das geht uns, die wir Eltern sind, zwar ehrlich gesagt schon mal auf die Nerven, aber sie treffen eben den Nerv, und das ist gut so.

Sie hier im Saal ergreifen Initiative und zeigen Engagement für den Klimaschutz. Dass Klimaschutz eine wichtige Aufgabe ist, haben wir gerade in den letzten Wochen wieder erfahren. Wissenschaftler sehen Zusammenhänge zwischen dem globalen Klimawandel und den extremen Niederschlägen in Australien und in Thailand. Auch in Aachen haben wir immer öfter extreme Wetterphänomene. Sei es das Hochwasser von vergangener Woche oder die Hitzeperiode im letzten Frühsommer. Die Jahresdurchschnittstemperatur stieg in den letzten 30 Jahren in Aachen um 1,5 Grad. Mehr starke Stürme, Hitzestaus, Schadstoffeinträge und gesundheitliche Beeinträchtigungen werden uns hier treffen.

Dabei sind wir, was die lokalen Auswirkungen des globalen Klimawandels angeht, sehr viel weniger betroffen als  die Entwicklungsländer, obwohl wir als Industrienation mit zu den Hauptverursachern zählen. Afrika ist den Klimaänderungen mit Abstand am stärksten ausgesetzt, weil Armut die Anpassungsmöglichkeiten einschränkt. (Ungefähr 73 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche sind bereits degradiert, 66 Prozent des Kontinents sind Wüste oder Ödland. In den Trockengebieten der Erde wird das Risiko für Unterernährung zunehmen.  In den dicht besiedelten Flussdeltas (z.B. in Bangladesch, Indien, China, Vietnam oder Mosambik) ist eine zunehmende Zahl von Menschen den Risiken eines steigenden Meeresspiegels ausgesetzt. )

Allerhöchste Zeit also zum Gegensteuern! Die zähen Verhandlungen auf Weltklimakonferenzen und die Kompromisse bei der Entwicklung von Konzepten und Strategien zeigen uns, dass der Schutz des Klimas nicht allein den Politikern und Industriellen überlassen werden kann. Jeder Einzelne ist aufgefordert, in seinem Lebens- und Arbeitsbereich zu tun, was möglich ist.  Durch unser Verhalten, unseren Konsum, unsere Fortbewegung, unsere Inanspruchnahme von Strom- und Wärmeenergie tragen wir alle zum Ausstoß von klimaschädlichem CO2 bei. In Verantwortung für unsere Kinder und Enkel, müssen wir alle jetzt handeln.

Die Stadt Aachen hat sich das Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß hier in unserer Stadt bis zum Jahr 2030 zu halbieren (Bezugsjahr 1990). Sie hat dazu diverse Maßnahmenpakete geschnürt und bemüht sich sehr, selbst mit gutem Beispiel voran zu gehen. So bauen und sanieren wir unsere städtischen Gebäude nach einem sehr hohen energetischen Standard über der gesetzlichen Norm, bereiten die Ausweisung weiterer Flächen zur Windenergienutzung vor und werden demnächst allen Hauseigentümern ein Solarkataster anbieten. (Sie können sich an Hand dessen informieren, ob ihr Hausdach sich zur solaren Stromerzeugung eignet.)

Dieses ambitionierte lokale Ziel der Emissionshalbierung bis 2030  ist aber für Aachen nur erreichen, wenn alle Aachener sich aktiv beteiligen. Dazu sind Sie heute hier. Mit dem Projekt „activ fürs Klima - Schulen und Kitas machen mit“ starten Sie in eine in der Bundesrepublik einmalige Klimaschutz-Offensive.

 

Aachen wird damit zu einem Bundes-Modellprojekt, das aufzeigen soll, welches Engagement für den Klimaschutz sich erzielen lässt, wenn sich alle Einrichtungen und zwar insbesondere deren Nutzer mitmachen.  Diese Offensive  ist möglich durch die Förderung des Bundesumweltministeriums, das dieses Projekt als vorbildlich erachtet und ihr ein besonderes Augenmerk schenkt. Eine solch groß angelegte Aktion, die alle Schulen und Kitas einer Stadt einbindet, hat es bundesweit noch nicht gegeben. Für die Einrichtungen ist die Teilnahme kostenlos. Es wäre schön, wenn es Ihnen gelingen würde, zu zeigen, was Schulen und Kindergärten in der Lage sind, in einer Stadt wie Aachen an CO2-Einsparungen zu erbringen!

Die Förderung des Bundes macht möglich, was wir seitens der Stadt mit dem vorhandenen Personalbestand sonst nie leisten könnten: Sie werden von einem erfahren Unternehmensberatungsbüro unterstützt, das Schulen – bereits einige in Aachen - , Kitas und Verwaltungseinrichtungen sowie Betriebe in der gesamten Städteregion im Rahmen des seit 7 Jahren laufenden Projektes Ökoprofit bereits erfolgreich beraten hat, das Büro consulting, Dr. Saumweber & Partner. Sie haben für Sie Informations- und Arbeitsmaterialien zusammengestellt, jeweils abgestimmt auf die Bedürfnisse von Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen. Sie werden mit Ihnen Workshops durchführen und mit Ihnen in Ihren Einrichtungen vor Ort nach Einsparpotenzialen suchen. Dr. Saumweber haben Sie gerade schon kennen gelernt, er wird heute durch die Veranstaltung führen.

Ihr Engagement wird sich lohnen. Es wird sich für den Klimaschutz in Aachen lohnen, aber es soll sich auch direkt für Ihre Einrichtung lohnen. Ihre Energie-, Wasser- und Abfalleinsparungen werden die Kosten der Stadt reduzieren. Anteile (gedacht ist an 30%) der im Projekt eingesparten Kosten werden daher Ihrer Einrichtung zu Gute kommen. Preise werde ich Ihnen außerdem am Ende des Projektes aushändigen für die erreichten CO2-Einsparungen. Preise wird es aber auch geben für vorbildliche Aktionen und Projekte, die Sie als pädagogische Fachkräfte mit Ihren Kindern und Jugendlichen durchführen konnten. Und ich hoffe sehr, Ihnen am Ende im Sommer nächsten Jahres eine Auszeichnung als „Klimaschutz-Schule“ bzw. „Klimaschutz-Kita“ aushändigen zu können. Bereits im Verlauf des Projektes ist vorgesehen, herausragende Maßnahme öffentlich zu präsentieren.

 

Zwei Sponsoren für diese Preise konnte ich bereits gewinnen. Ich bedanke mich bei der regio IT und der Saint Gobain für ihre Unterstützung und bei der STAWAG. Die STAWAG beteiligt sich auch finanziell und bindet vor allem ihr pädagogisches Angebot in das Projekt ein. Weitere Sponsoren sind gerne noch willkommen, damit wir die Belohnungen noch etwas aufstocken können.

Unser Motto lautet: aktiv fürs Klima – Aachener Schulen und Kitas machen mit

Sie machen mit und engagieren sich, dafür lobe ich Sie schon jetzt und wünsche Ihnen ganz viel Erfolg im Projekt!

 

Gisela Nacken, Dezernentin für Planung und Umwelt

Auch von meiner Seite herzlichen Dank, dass Sie alle heute hier sind. Denn Sie zeigen damit, dass Ihre Schule bzw. Ihre Kita aktiv mitmacht beim Klimaschutz in Aachen. Dies freut mich sehr und dies ist wichtig für unsere Stadt. Denn Analysen unseres städtischen Energiemanagements und Erfahrungen an Schulen anderer Städte haben aufgezeigt, dass gebäudetechnische Verbesserungen nur ein Aspekt sind; die Nutzer in den Einrichtungen haben nicht unerhebliche Einflussmöglichkeiten auf den Verbrauch von Wärme, Strom und Wasser sowie auf das Abfallaufkommen. Manches Beispiel zeigte, dass Energieeinsparungen von bis zu 20% durch die Änderung des Nutzerverhaltens möglich sind.

Ein Beispiel, das die Bedeutung der Nutzer am Negativfall deutlich macht: An einer Schule in Aachen wurde Rosenmontag vergessen, auf Feiertagsbetrieb umzuschalten. Dies verursachte 350 Euro Mehrkosten, 4.400 Kilowattstunden Energieverbrauch und 1,1 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen.

Mit Einsparbemühungen fangen die meisten von Ihnen in den Einrichtungen aber durchaus nicht bei Null an. Viele von Ihnen haben schon zahlreiche Erfahrungen mit Aktionen zum Energie- und Abfallsparen und binden Energie und Klimathemen regelmäßig in ihren Unterricht ein. Manche haben bei Ökoprofit mitgemacht, und viele der hier Anwesenden haben dazu beigetragen, dass in den Jahren 1996 bis 2005 durch das „Bonussystem“ 18 Mio. kWh Wärme und 2 Mio. kWh Strom eingespart werden konnten.

Auch unser städtisches Gebäudemanagement ist seit Jahren unterwegs,  bspw. die Beleuchtung zu sanieren, Gebäude zu dämmen oder die Heiztechnik zu optimieren.  Von 1990 bis 2007 wurden CO2-Einsparungen von 19% bilanziert. Aber die Schulen sind weiterhin unser Hauptenergieverbraucher, sie verursachen 64% der Energiekosten städtischer Gebäude, die Kitas 8%. Und vor allem gehen mit diesem Energieverbrauch entsprechende Emissionen von Kohlendioxid einher! Was also tun, um diese Emissionen weiter zu senken?

Das städtische Gebäudemanagement hat Pläne entwickelt, weitere Gebäude zu sanieren bzw. Gebäude- und Heiztechnik zu optimieren. Die Kollegen haben berechnet,  dass bei der Umsetzung des Energie- und Sanierungsplan für die KiTas und Schulen eine CO2-Reduzierung von 32% (von 1990) bis zum Jahr 2020 erreicht werden könnte. Um aber das Ziel einer CO2-Emissionshalbierung in unserer Stadt – also auch in den Schulen und Kitas - zu erreichen, brauchen wir die Unterstützung von Ihnen, den Nutzern dieser Gebäude. Nur, wenn Sie sich aktiv beteiligen, wird uns ein Schub in Richtung noch mehr Energieeinsparung gelingen.

Das Projekt „aktiv fürs Klima “ wurde daher speziell für Schulen und Kitas entwickelt, damit Sie die richtigen Werkzeuge an die Hand bekommen, um die Potenziale, die in ihrer jeweiligen Einrichtung liegen, auszumachen. Auf dieser Analyse aufbauend entwickeln Sie einen Maßnahmenplan und setzen Projekte um - jeweils abgestimmt auf die besondere Situation und die Bedürfnisse der Einrichtung. Wichtig ist aber auch, dass Sie Strukturen schaffen, die es ermöglichen, dass Energie und Klimaschutz in Ihrer Einrichtung dauerhaft eine Rolle spielen werden. Wenn Sie das Projekt von 12 Monaten in den Schulen und 8 Monaten in den Kindertageseinrichtungen durchlaufen haben, soll es schließlich mit den Einsparbemühungen nicht vorbei sein. Das Projekt dient auch dazu, die Grundlagen für ein dauerhaftes Engagement zu schaffen. Energiesparendes Verhalten muss uns durch Bewusstseinsveränderung genauso zur Routine werden wie es Abfalltrennung inzwischen geworden ist.

Aber keine Sorge, um das zu schaffen, erhalten Sie im Rahmen des Projektes professionelle Weiterbildung und individuelle Betreuung. Der OBM erwähnte schon die Materialien, Workshops und Beratungstermine. Sie werden dabei auch unterstützt im Aufbau von Strukturen und angeleitet zum Erfahrungsaustausch mit anderen Einrichtungen.

Den Hauptanteil an dieser Unterstützung und Beratung hat das Büro consulting, Frau Hummert und ihre Kollegen, die Ihnen gleich das Projekt näher erläutern wird.  Unterstützung bekommen Sie aber auch von den Kollegen des Gebäudemanagements der Stadt Aachen, insbesondere Martin Lambertz und seinem Team, das Sie über Strom-, Heizenergie- und Wasserverbrauch sowie Abfallaufkommen informieren und im Umgang mit Verbrauchsdaten anleiten wird. Involviert sind auch die Kollegen des Schulbetriebs, Michael Hamacher und Karl-Josef Mathar, sowie Sabine Fischer für die Kitas. Außerdem sind die Umweltpädagoginnen für Sie da, aus dem Fachbereich Umwelt, Gabriele Schütz-Lembach und Astrid von Reis sowie Heidi Zimmermann von der STAWAG, die einige sicher schon aus Fortbildungsveranstaltungen oder von der Materialausleihe kennen. Für die Gesamtkoordination letztlich sind Frau Dr. Vankann und Michael Rischka zuständig. Sie alle haben an der Entwicklung des Projektes gearbeitet und werden es begleiten.

Für das Projekt wünsche auch ich Ihnen gutes Gelingen, auf das Sie am Ende geholfen haben, uns dem CO2-Reduktionsziel näher zu bringen. Ich hoffe, dass die Aachener Schulen und Kitas zum Musterbeispiel werden wie Klimaschutz in den Alltag von Schulen und Kindergärten integrierbar ist. Machen Sie es vor und werden Sie zu bundesweiten Vorreitern – für unser Klima, für unsere Kinder und alle nachfolgenden Generationen, damit auch sie noch einen lebenswerten Planeten vorfinden!