Preuswald
Preuswald – Quartiersentwicklung gemeinsam gestalten
Bei der Aufwertung städtischer Quartiere arbeiten in Aachen Sozial- und Wohnraumentwicklung eng zusammen. Ein Pilotmodell für die integrierte Quartiersentwicklung ist der Stadtteil Preuswald. An diesem Wohnstandort in peripherer Lage, der ursprünglich als hochwertiges Quartier im Grünen konzipiert wurde, stellte sich in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Herausforderungen. So wies der Zweite Sozialentwicklungsplan für den Sozialraum Preuswald hohe Integrationserfordernisse sowie die schlechteste sozio-ökonomische Entwicklung aller Aachener Quartiere auf. Bei der Sozialstruktur zeigten sich insbesondere hohe Werte beim Anteil von Transferleistungsempfängern. Gleichzeitig gab es einen enormen Investitionsstau in der Infrastruktur vor Ort. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen bestand für das gesamte Quartier eine Segregationsgefährdung.
Durch das kontinuierliche Engagement der Akteure vor Ort und den durch die Stadt Aachen angestoßenen integrierten Quartiersentwicklungsprozess konnte eine positive Entwicklung eingeleitet werden.
Wichtige Impulse für die Entwicklung gibt seit 2010 die Stadtteilkonferenz Preuswald als zentrale Plattform, in der die Belange und Ressourcen der Akteure vor Ort gebündelt werden können und die Zusammenarbeit intensiviert wird.
Als weiteren Motor der Quartiersentwicklung richtete die Stadt Aachen 2011 ein allgemeines Quartiersmanagement im Stadtteilbüro Preuswald ein, welches als Schnittstelle zwischen der Verwaltung und den Menschen vor Ort fungiert und ein breites Beratungsangebot zur Verfügung stellt. Zudem plant die Quartiersmanagerin gemeinsam mit den Akteuren Aktivitäten und Veranstaltungen und unterstützt bei der Umsetzung.
Auch der demographische Aspekt wird im Preuswald in den Blick genommen, so bietet das Senioren-Begegnungszentrum der AWO vielfältige Angebote für den intergenerativen Austausch.
Zur engen Verzahnung von sozialen Impulsen im Quartier mit einer infrastrukturellen Aufwertung von Wohnraum und -umfeld wurde im Jahr 2015 die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft NRW mbH mit der Erstellung eines integrierten Quartiersentwicklungskonzepts beauftragt. Das steg NRW Gutachten beinhaltet ein umfassendes Maßnahmenpaket, welches im engen Schulterschluss der Akteure konsequent und sukzessive umgesetzt wurde, so dass alle priorisierten sozialen und infrastrukturellen Maßnahmen auf den Weg gebracht oder bereits umgesetzt worden.
Das Nahversorgungsangebot wurde durch einen Kiosk und einen Discounter mit zwei zusätzlichen Gewerbeeinheiten an der Lütticher Straße erweitert. Auch die Infrastruktur für Kinder und Jugendliche wurde verbessert: So konnte die Kita bereits 2017 in einen Neubau ziehen, aktuell wird mit den Baumaßnahmen für einen Schulneubau begonnen, der Ende 2022/ Anfang 2023 bezugsfertig sein soll. Im Sinne der integrierten Quartiersentwicklung entstanden die Planungen für die „Schule im Quartier“ in einem partizipativen Prozess.
Auch der Wohnungsbau sowie das Wohnumfeld wurden im Kontext des steg-Gutachtens in den Blick genommen: Die Wohnungsbaugesellschaft Vonovia hat umfangreiche Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen der Wohngebäude und der wohnungsnahen Freiflächen vorgenommen, die zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität im Quartier geführt haben.
In enger Abstimmung mit den Aktivitäten der Vonovia hat die Stadt Aachen im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier 2018“ einen Förderantrag zur Sanierung und Umgestaltung der 9000 m² großen zentralen Grünfläche eingereicht. Die Planung wurde in einer moderierten Werkstatt mit der Stadtteilkonferenz sowie einer öffentlichen Diskussion partizipativ erarbeitet. Ergebnis der Beteiligung war die Idee eines „Quartiersparks für alle“. Durch ein generationenübergreifendendes, nachhaltiges Nutzungsangebot (Spiel, Bewegung und Begegnung) entsteht ein zentraler Ort mit integrativer Wirkung für das gesamte Quartier. Zwischenzeitlich wurde der Förderantrag bewilligt, so dass die Planungen in Abstimmung mit Bewohner*Innen vor Ort konkretisiert werden konnten und im Juni 2020 politisch beschlossen wurden, so dass die bauliche Umsetzung in 2021 erfolgen kann.
Insgesamt kann konstatiert werden, dass sich das Quartier Preuswald auf einem guten Weg befindet. Durch die Aktivitäten konnte die Sozialstruktur stabilisiert, die Wohnqualität erhöht und die Attraktivität des Quartiers gesteigert werden. Möglich wurde dies durch eine enge Zusammenarbeit aller Akteure – AnwohnerInnen, MieterInnen, Institutionen etc. – vor Ort, der Stadt Aachen mit ihren verschiedenen Fachbereichen sowie der Wohnbaugesellschaft Vonovia (als Eigentümerin von rund 400 Wohneinheiten).
Durch den Verkauf des Hochhauses Altenbergerstr. 4 und der drei angrenzenden Wohnhäuser an die Landmarken AG wird die bauliche Entwicklung vorangetrieben, von der weitere Impulse für die Quartiersentwicklung zu erwarten sind.
Gut 50 Jahre nach Grundsteinlegung der Siedlung Preuswald zeigt sich, dass sich die Entwicklung von Quartieren durch ein breites Bündnis von Akteuren erfolgreich gestalten lässt. Ein Modell für eine integrierte Quartiersentwicklung, das auch auf andere Sozialräume übertragen werden kann.