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Die Archivale des Monats September 2022...

Archivale des Monats: Aachener Gas- und Elektrizitätswerke verzichteten 1913 auf Anschaffung von E-Autos

 

  • Im Herbst 1913 wurden die Gas- und Elektrizitätswerke der Stadt Aachen von der Accumulatoren-Fabrik aus Berlin über die Vorteile von „elektrischen Selbstfahrern“ informiert.
  • Im Gegensatz zu Benzinfahrzeugen sei das E-Fahrzeug kostengünstiger, benzinschonender und moderner.
  • Trotz aller angepriesenen Vorzüge verzichteten die städtischen Werke auf die Anschaffung von E-Autos.

 

Im September 1913 erreichte die Gas- und Elektrizitätswerke der Stadt Aachen ein Schreiben der Accumulatoren-Fabrik AG aus Berlin. Die Firma, deren Ingenieursabteilung sich damals in Köln befand, warb in dem Schreiben für einen „elektrischen Selbstfahrer“, der die „Vorzüge der elektrischen Wagen gegenüber den Benzinwagen“ hervorhob. Elektrobetriebene Fahrzeuge hätten, verglichen mit dem „Motorwagen mit Explosionsmotor“, eine einfachere „Construktion“ und beständen aus weniger Teilen heißt es in dem historischen Schreiben, das sich heute im Aachener Stadtarchiv befindet.

 

Weniger Abnutzung, kein Benzinverbrauch und freies Parken
Aufgrund der einfachen Bauweise - vor allem im Bereich der Kolben, Ventile, Kühler und Schaltgetriebe – nutze sich das E-Auto weniger ab und „beim Kontroller“ müssten nur „im Laufe der Jahre [… Kontaktfinger]“ ersetzt werden. Öl werde gar nicht mehr benötigt, Schmiermittel nur in sehr geringem Maße und: „Der Gummiverbrauch ist beim elektrischen Wagen infolge des sanften und stossfreien Anfahrens ebenfalls wesentlich geringer als beim Wagen mit Explosionsmotor“, schrieb die Accumulatoren-Fabrik nach Aachen.
Der Batterieverschleiß könne anhand „der Betriebsverhältnisse genau im Voraus bestimmt werden“ und ein entsprechender Instandhaltungsvertrag sei bereits im Verkaufspreis inbegriffen: „Die Ladung der Batterien kann mittels vorgeschalteter Eisendrahtwiderstände, welche die Ladestromstärke selbsttätig regulieren, ohne Aufsicht erfolgen“, fügt die Firma an.
Auch sei der elektrische Wagen leichter zu bedienen und alle, die ein solches Fahrzeug besäßen, könnten ohne weitere Sicherheitsvorkehrungen an den üblichen Orten parken.
Neben technischen Vorzügen sei auch der stetig steigende Benzinpreis ein Argument für den „elektrischen Selbstfahrer“: „Besonders erwähnenswert ist noch, dass augenblicklich der Preis des Benzins sehr gestiegen ist und nach Aussage von Fachleuten sich im Laufe der Zeit noch höherstellen wird“, heißt es aus Köln.

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Das Archivale des Monats zeigt ein Foto des angebotenen E-Fahrzeugs. © Stadtarchiv Aachen, PRZ 29-26, fol. 167-179

Die USA als Vorbild

Um die Modernität von E-Fahrzeugen zu unterstreichen, verwies die Accumulatoren-Fabrik auf die USA. So wären zu Beginn der 1910er-Jahre in Chicago bereits 2.500, im Staate New York etwa 7.000, in kleineren Städten wie Oklahoma 300 und in den gesamten Vereinigten Staaten rund 15.000 elektronische Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs.
Unterstützt würde diese Entwicklung von nordamerikanischen Elektrizitätswerken, denn: „Jeder elektrische Wagen ist ein bedeutender und besonders günstiger Stromabnehmer.“


Für 6.100 Mark, heute ca. 37.000 Euro, wurde das damalige E-Auto, das eine Höchstgeschwindigkeit von 26 km/h erreichen und bis zu 80 Kilometer weit fahren konnte, den Aachener Werken angeboten. 34 Pfennig pro Kilometer kalkulierte man 1913 für den Betrieb eines E-Fahrzeugs – sieben Pfennig günstiger als ein damaliger Benziner.

Trotz all der angepriesenen Vorzüge verzichteten die Aachener Gas- und Elektrizitätswerke auf die Anschaffung.

Das Schreiben der Firma ist hier als PDF aufrufbar