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Das Archivale des Monats September 2020...

  • … zeigt das Titelblatt des Programmheftes der „Automobil-Fernfahrt Berlin-Aachen“ vom Sommer 1900.

  • Aachen war um die Jahrhundertwende Austragungsort mehrerer Rennen, die über weite Distanzen mit Autos und Motorrädern auf öffentlichen Straßen ausgetragen wurden.

  • Die „Automobil-Fernfahrt Berlin-Aachen“ startete am 30. August in Berlin und führte in vier Tagesetappen über Magdeburg, Hannover und Münster zum Zielpunkt am Tivoli in Aachen.

    Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archival des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Das Archival des Monats September 2020 zeigt so das Titelblatt des Programmheftes der „Automobil-Fernfahrt Berlin-Aachen“ vom Sommer 1900.

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    Das Titelblatt des Programmheftes, das in einer Akte der Oberbürgermeister-Registratur überliefert ist. Copyright: Stadtarchiv Aachen

    Um die Jahrhundertwende gehörte Aachen zu den frühen Zentren der Automobilwirtschaft in Deutschland. Die Stadt war Sitz des Westdeutschen Automobil-Clubs und Austragungsort mehrerer Rennen, die über weite Distanzen mit Autos und Motorrädern auf öffentlichen Straßen ausgetragen wurden. Mehrere Hersteller und Händler in Aachen boten Autos, Motorräder, motorisierte Fahrräder, Autoteile, -zubehör und -kleidung sowie Kraftstoff und Sportartikel an.

    Von Berlin nach Aachen
    Die erste einer Reihe von Fahrten wurde im Mai 1899 durch den Westdeutschen Automobil-Club veranstaltet und führte von Aachen und Jülich und Köln nach Koblenz. Ein Jahr später organisierte der Aachener Club gemeinsam mit dem in Berlin ansässigen Deutschen Automobil-Club die „Automobil-Fernfahrt Berlin-Aachen“. Diese startete am 30. August 1900 am Zoologischen Garten der Hauptstadt und führte in vier Tagesetappen über Magdeburg, Hannover und Münster zum Zielpunkt am Tivoli in Aachen. Als drittes großes Rennen folgte ein Jahr später, im Juni 1901, die „Automobil-Fernfahrt Paris-Berlin“ mit Aachen als Zwischenetappe. Organisatoren und Teilnehmer solcher Rennen waren, soweit ersichtlich, Männer aus dem bürgerlichen Milieu, wobei die Fahrzeuge in der Regel Unternehmen der Automobilbranche und nicht den Fahrern gehörten.

    Spektakuläre Großveranstaltungen
    Die Rennen waren spektakuläre Großveranstaltungen, die entlang der Strecke von Tausenden Menschen beobachtet wurden. Zugleich bildeten sie den Anlass für aufwändige kulturelle Begleitprogramme, die sich an ein wohlhabendes Publikum richteten. Während der Fernfahrt Berlin-Aachen erstreckte sich dieses Programm über drei Tage und umfasste neben Empfängen, festlichen Mahlzeiten und einem Ausflug in den Aachener Wald als Höhepunkt eine „venetianische Nacht mit Doppelconcert am Elisenbrunnen […] zu Ehren der anwesenden Automobilisten“.

    Das hier abgebildete Programmheft bezieht sich auf den Aachener Teil der Fernfahrt. Auf 32 hochwertig gedruckten Seiten enthält es Informationen über das Festprogramm, die ausgelobten Preise, die teilnehmenden Fahrzeuge und Fahrer, die Organisatoren, die Rennstrecke, die Fahrordnung, das Regelwerk und Portraits der Präsidenten der beiden veranstaltenden Clubs, Herzog Victor von Taribor (Berlin) und Frank Küpper (Aachen). Hinzu kommen 15 Werbeanzeigen, teils mit Abbildungen der angebotenen Autos und Räder. Eine Annonce der Aachener Sporthandlung Franz Sauer zeigt junges, eng beieinandersitzendes Pärchen bei der Autofahrt.
    Das vollständige Programmheft finden Sie hier (PDF, 35 MB).

    Gefährliche Autorennen

    Rennen über öffentliche Straßen und vor Menschenansammlungen waren immer wieder von teils tödlichen Unfällen begleitet. So wurde 1901 in Aachen ein Kind schwer verletzt und in der damals noch eigenständigen Gemeinde Brand ein Zuschauer getötet. Diese in verschiedenen europäischen Ländern debattierten Gefahren führten in den folgenden Jahren teils zu staatlichen Verboten und bewirkten eine Verlagerung der Rennen auf eigens zu diesem Zweck errichtete Rennstrecken wie den in Mitte der 1920er Jahre in der Eifel eröffneten Nürburgring.