Werkstattverfahren Vaals Grenze
Die Stadt Aachen strebt die Entwicklung einer neuen Nachbarschaft im Bereich zwischen Aachen und Vaals an. Ziel ist, einen neuen Stadtbaustein als verbindendes Element zwischen Vaals und Aachen zu schaffen. Aufgrund des vorhandenen Wohnraumbedarfs in der Stadt Aachen, soll das Plangebiet einer bedarfsgerechten wohnbaulichen Entwicklung zugeführt werden. Auch soll die Belebung des Plangebiets sowie seiner Umgebung mittels attraktiver Nutzungen in den Erdgeschosszonen gefördert werden. Die Themenkomplexe Mobilität (Verknüpfung der Verkehre), Freiraumplanung sowie Schutz des vorhandenen Landschaftsraums stellen weitere wesentliche Belange des vorliegenden Werkstattverfahrens dar.
Ziel der Planung
Ziel des Verfahrens war die Entwicklung einer neuen Nachbarschaft im Bereich zwischen Aachen und Vaals. Das Plangebiet hat durch seine Lage an der deutsch-niederländischen Grenze eine besondere Bedeutung für die Stadt Aachen sowie für die Gemeinde Vaals. Durch eine städtebaulich qualitative Entwicklung sollte das Gebiet einen identitätsstiftenden Auftakt- und Schlussakkord für das Aachener Stadtgebiet bilden und gleichwohl einen attraktiven Ortseingang für Vaals schaffen. Sowohl städtebaulich als auch später architektonisch galt es, im Rahmen dieser Grenzbebauung einen guten Übergang zwischen den Gegebenheiten, Baustilen und gestalterischen Elementen der niederländischen und der deutschen Bauweise herzustellen. Dies galt insbesondere für die Bebauung entlang der Grensstraat. Die Auftraggeberin strebte an, einen bedarfsgerechten Wohnungsmix, attraktive Nutzungen in den Erdgeschosszonen und zentrale Nutzungen an der Vaalser Straße zu entwickeln.
Erklärung des Qualifizierungsverfahrens

Das Werkstattverfahren fand in der Zeit vom 15.11.2024 bis zum 04.04.2025 statt und wurde in zwei Entwurfsphasen mit Zwischen- und Abschlusspräsentation durchgeführt. An dem Werkstattverfahren haben drei Planungsbüros teilgenommen, diese haben sich durch Freiraumplaner verstärken lassen. Begleitet wurde das Verfahren von einem 8-köpfigen Empfehlungsgremium, das aus Vertreter*innen der Politik, der Verwaltung sowie externen Expert*innen bestand. Das Empfehlungsgremium wurde zusätzlich durch den Hauptinvestor, zwei Vertreter*innen der Eigentümer*innen sowie zwei Vertreter*innen der Öffentlichkeit als beratende Mitglieder unterstützt.
Insgesamt wurden drei städtebauliche Konzepte für das Plangebiet erarbeitet. Diese wurden in der Zwischenpräsentation am 31.01.2025 von den jeweiligen Büros präsentiert und die Entwurfsansätze in der Jury beraten. Die jeweiligen Empfehlungen und Hinweise für eine Überarbeitung, wurden den Planungsteams im Nachgang für die weitere Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Alle drei Konzepte wurden im Anschluss weiterbearbeitet und in der Abschlusspräsentation am 04.04.2025 dem Empfehlungsgremium vorgestellt.
Cross Architecture, Aachen | karres en brands
© Cross Architecture und karres en brandsbjp, Dortmund | OTTL Landschaftsarchitektur
© bjp und OTTL LandschaftsarchitekturMUST Städtebau
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Siegerentwurf
Die Arbeit markiert den Übergang zwischen Vaals und Aachen sowie der Stadt und Landschaft mit einem eigenständigen Stadtbaustein mit unterschiedlichen Typologien und großzügigem Bezug zur Landschaft.Besonders positiv ist der differenzierte Umgang mit dem Grenzraum, einschließlich der Höhendifferenzierung entlang der Grensstraat gegenüber der bestehenden Bebauung.
Als grundsätzlich gelungen und angemessene Antwort auf den Standort wird die Auflösung des Blockes in die Landschaft gesehen. Die Dimensionierung der Blöcke ist gut. Die vorgeschlagenen Bauformen ermöglichen unterschiedliche Grundrisse und eine effektive Erschließung. Kritisch wird diskutiert, ob die im Grenzraum entlang der Grensstraat vorgeschlagene Typologie (Townhouses) effizient zu entwickeln ist.
Die Punkthäuser haben prinzipiell einen ausreichenden Abstand zueinander – Kubatur und Lage der Punkthäuser sind dennoch zu überdenken. Problematisch ist insbesondere die Höhe der Häuser im östlichen Bereich. Die vorgeschlagene Höhe ist auch in Bezug auf die Erschließung für die Feuerwehr zu überprüfen. Fraglich ist, ob der sehr gute ökologische Fußabdruck (Verhältnis Baufläche zur Versiegelung) und die vorgeschlagene Qualität der Freiräume bei deren entsprechender Berücksichtigung tatsächlich Bestand haben kann. Überprüft werden muss auch die Barrierefreiheit der Erschließung des Freiraumes zwischen den Punkthäusern. Kritisch hinterfragt wird, ob eine ausreichende öffentliche Zugänglichkeit der Freiräume um und zwischen den Punkthäusern und im Übergang zum Landschaftsraum mit dem jetzt dargestellten Erschließungssystem gegeben ist.
Die Qualität der Gestaltung des öffentlichen Raumes entlang der niederländischen Seite ist nicht ausreichend aufgenommen und sollte eine deutlich stärkere Kontinuität entlang der Maastrichterlaan und Vaalser Straße entwickeln. Der urbane Platz hat durch die Verlegung der Quartiersgarage an Qualität gewonnen, bleibt jedoch zu groß. Die Platzkante sollte – ggf. auch unter Aufgabe des Solitärgebäudes – vom nördlich angrenzenden Block unter Vorziehen des Gebäudes gebildet werden. Durch dieses Vorrücken des Solitärs in die Flucht der Fassaden in der Mastrichterlaan wird eine Akzentuierung des Straßenraumes erreicht, die positiv bewertet wird, aber möglicherweise auch anders erreicht werden kann.
Die Verlegung der Parkierungslage wird grundsätzlich positiv gesehen, fraglich ist, ob sie in der nun vorgeschlagenen, abgesenkten Form wirtschaftlich herzustellen und zu betreiben ist. Die Option einer Aufteilung der Zu- und Abfahrtsverkehre wird positiv gesehen. Ob die Erschließung der Tiefgarage tatsächlich mit der Kanaltrasse vereinbar ist, ist zu prüfen.
Die Arbeit findet einen positiven Umgang mit der Landschaft, verspringende Traufhöhen nehmen die Idee des Städtebaus der niederländischen Seite auf. Ob mit den vorgeschlagenen Typologien kostengünstiger Wohnungsbau möglich ist, muss nachgewiesen werden