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Das Archivale des Monats Februar 2024 …

  • … zeigt ein Foto von circa 1883. Am linken Bildrand ist das Torgebäude der Aachener Strafanstalt am Adalbertsteinweg mit Direktion und Aufseherwohnungen zu sehen.
  • Am 5. Februar 1874 zogen die ersten Gefangenen in die neu erbaute Haft- und Arrestanstalt. Vorher waren sie im Gefängnis in der Großkölnstraße untergebracht.
  • Das in Aachen als Moulenshöh bekannte Gebäude wurde von den Architekten Carl Ferdinand Busse und Robert Cremer so entworfen, dass dort als Haftmethode das Auburn’sche System angewandt werden konnte. In diesem System arbeiteten die Inhaftierten tagsüber in Gruppen und wurden nachts in Einzelhaft gehalten.

Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im Februar 2024 zeigt das Archivale des Monats ein Foto von circa 1883.

Archivale_Februar24
Quelle: Stadtarchiv Aachen, FOTO 42-81

Am linken Bildrand ist das Torgebäude der Aachener Strafanstalt am Adalbertsteinweg mit Direktion und Aufseherwohnungen zu sehen. Der unbekannte Fotograf nahm sein Bild über die Baugrube für das neue Gerichtsgebäude an der späteren Kongressstrasse hinweg auf. Am rechten Bildrand ist der Zellentrakt der Strafanstalt erkennbar. In der Bildmitte steht zwischen beiden Gebäuden das von Bäumen umgebene, 1844 errichtete Kongressdenkmal, das im Sommer 1914 wegen eines Erweiterungsbaus des Gerichts demontiert wurde und im Stadtgarten seinen neuen Platz fand.

Am 5. Februar 1874 zogen die ersten Gefangenen in die neu erbaute Haft- und Arrestanstalt am Adalbertsteinweg 94. Vorher waren sie im Gefängnis in der Großkölnstraße 43 untergebracht. Die Bauarbeiten für den Gefängnisbau begannen 1864, 1872 war die Arbeiten abgeschlossen.

Das in Aachen als Moulenshöh bekannte Gebäude wurde von den Architekten Carl Ferdinand Busse und Robert Cremer so entworfen, dass dort als Haftmethode das Auburn’sche System angewandt werden konnte. In diesem System arbeiteten die Inhaftierten tagsüber in Gruppen und wurden nachts in Einzelhaft gehalten; jederzeit hatte Schweigen zu herrschen.

Reformen
Das Gefängniswesen war im 19. Jahrhundert von Reformen geprägt, die sich aus den Menschenrechten ableiteten. Konkret bedeutete dies, dass Haftstrafen nicht mehr in schlecht ausgestatteten Kerkern und nicht mehr auf eine entwürdigende Weise – etwa durch das öffentliche Zurschaustellen der Bestraften – vollzogen wurden. Die Folter war aus den Rechts- und Justizsystemen in Europa weitgehend abgeschafft. Allerdings konnte für bestimmte Delikte weiterhin die Todesstrafe verhängt werden.

Disziplinierung
In Aachen wurden im 19. Jahrhundert mehrmals Gefangene hingerichtet. Im Jahr 1895 fand im östlichen Spazierhof des Gefängnisses die erste Hinrichtung innerhalb der neuen Gefängnisanlage statt. Gefängnisstrafen dienten in 19. Jahrhundert auch der Disziplinierung von Menschen, die zu den ärmeren Schichten der Stadtbevölkerung zählten. Gefängnisstrafen für die Dauer weniger Tage oder weniger Wochen waren alltäglich und bedeuteten daher nicht zwingend, dass die Betroffenen in ihrem Lebensumfeld sozial geächtet waren.

Es sollte mehr als hundert Jahre dauern, bis in Aachen ein neues Gefängnis errichtet werden sollte. Am 25. April 1995 wurde die neue Justizvollzugsanstalt (JVA) an der Krefelder Straße eingeweiht. Die JVA am Adalbertsteinweg blieb zunächst als Zweigstelle bestehen. Nach einer weiteren Erweiterung an der Krefelder Straße konnte das in die Jahre gekommene Gebäude am Adalbertsteinweg aufgegeben werden, Ende April 2004 zogen die dortigen Insassen in die Krefelder Straße. Zwei Monate später, im Juni 2004, begann der Abriss der Haftgebäude in der Innenstadt, nur das Torgebäude der Moulenshöh blieb als Eingang des neuen Justizzentrums erhalten.