NRW-Ministerin Paul besucht die Jugendberufshilfe Aachen
- Bereits seit zehn Jahren fördert das erfolgreiche Projekt „Jugendsozialarbeit mit jungen Geflüchteten“ der Jugendberufshilfe der Stadt Aachen die Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Zuwanderungsgeschichte.
- Neben werkpädagogischen Angeboten wird dort gezielt und intensiv beim täglichen Unterricht unter anderem die deutsche Sprache gefördert.
- Ein Grund für Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW), sich das Projekt in Aachen vor Ort anzuschauen.
Mit einer japanischen Säge bearbeiten zwei junge Menschen an einer Werkbank Holzstücke, aus denen ein Vogelhaus entstehen soll. Ausbilder Hans-Georg Keusch begleitet sie dabei und fördert die Kreativität und Individualität der Teilnehmenden des Ferienkurses der Jugendberufshilfe. Das zeigen auch die Wände des kleinen Werkraums. Dort hängen bunte Mosaikbilder anderer junger Erwachsener mit Zuwanderungsgeschichte. An einer kleinen Tafel im Werkraum sind die Eckdaten eines Ausbildungsberufs im Fliesenlegerhandwerk aufgezeichnet: Arbeitszeit, Gehalt, … Ein Blick in die mögliche Zukunft der Jugendlichen. Eine Perspektive, die Gutes verspricht.
Grund genug für Josefine Paul, diese ganz besondere Perspektivwerkstatt in Aachen persönlich zu besuchen. Die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen ließ sich am Dienstag, 21. Oktober, vor Ort mit sichtlich hohem Interesse das Projekt „Jugendsozialarbeit mit jungen Geflüchteten“ der Jugendberufshilfe der Stadt Aachen erklären. Vor allem wollte Paul hautnah erleben, wie die jungen Menschen an diesem Ort gemeinsam mit Fachkräften lernen und arbeiten. Die NRW-Ministerin hob zu dem Projekt, dass die Integration sowie beruflichen Perspektiven von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Zuwanderungsgeschichte fördert, hervor: „Das Förderprojekt der Jugendberufshilfe Aachen unterstützt junge Geflüchtete bei der beruflichen Orientierung, beim Deutschlernen und in ihrer persönlichen Entwicklung. Mit individueller Begleitung und praktischen Einblicken, zum Beispiel in Maler-, Tischler- oder Kochtätigkeiten, hilft es ihnen, in Gesellschaft und Arbeitswelt anzukommen. Das Projekt leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur erfolgreichen Integration der jungen Menschen in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt.“
Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen begleitete die Ministerin bei ihrem Besuch durch das Hochgrundhaus, idyllisch gelegen am Rande des Stadtwaldes an der Lütticher Straße. Sie betonte die wichtige Arbeit der Jugendberufshilfe: „Es gibt nicht den einen Integrationsweg: Jeder Mensch soll in seiner Individualität bestmöglich beim Ankommen begleitet werden. Deshalb ist die Jugendberufshilfe sehr wichtig, denn sie verzahnt Jugend- und Berufshilfe.“
Das Projekt
Das Projekt „Jugendsozialarbeit mit jungen Geflüchteten“ – beantragt beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) – richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene mit Zuwanderungsgeschichte zwischen 16 und 27 Jahren. Die Jugendberufshilfe ist Teil der Abteilung Jugendförderung und Jugendsozialarbeit im städtischen Fachbereich Jugend und Schule. Das konkrete Projekt wird am Standort Hochgrundhaus an der Lütticher Straße – einem der vier Standorte der Jugendberufshilfe – umgesetzt. Zwei Sozialarbeiter*innen, eine Lehrerin für Deutschförderung, eine Ökotrophologin und zwei handwerkliche Ausbilder betreuen dabei die jungen Menschen vor Ort. „Jugendsozialarbeit mit jungen Geflüchteten“ ist ein niedrigschwelliges Angebot für junge Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen: Manche warten auf einen regulären Schulplatz, andere haben die Schule bereits abgeschlossen, aber noch keine Anschlussperspektive. Auch Personen, die gerade eine Schule besuchen, können während der Ferien mitmachen und berufliche Perspektiven entdecken sowie ihre Deutschkenntnisse weiter verbessern. Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW fördert das Projekt in diesem Jahr mit 97.000 Euro.
Heinrich Brötz, städtischer Beigeordneter für Bildung, Jugend und Kultur, freute sich über den Besuch von Ministerin Paul bei der Jugendberufshilfe: „Es ist toll, dass Sie dieses Projekt besuchen! Viele Kommunen in NRW haben keine Jugendberufshilfe in dieser Form mehr. Wir in Aachen aber schon. Denn wir sind davon überzeugt, dass dies ein ganz wichtiges kommunales Angebot ist für eine Zielgruppe, die es wirklich braucht. Hier werden junge Menschen auf dem manchmal schwierigen Weg in einen Beruf professionell begleitet. Außerdem ist diese kontinuierliche, seit zehn Jahren anhaltende Kooperation in dieser Größenordnung mit dem LVR eine echte Besonderheit.“
Besondere Angebote in den Ferien und für Frauen
Das Regelangebot fördert die Jugendlichen und jungen Erwachsene montags bis donnerstags in unterschiedlichen Bereichen. Dazu zählen Deutschförderung durch eine qualifizierte DaZ-Lehrkraft (Deutsch als Zweitsprache), werkpädagogische Angebote in den Gewerken Bau, Maler und Lackierer, Metall und Hauswirtschaft, Medien- und Sozialkompetenztraining sowie die Berufsorientierung. Die zwei Sozialarbeiter*innen begleiten alle Teilnehmenden mit ihrer Expertise. Gemeinsam erarbeiten die Teilnehmenden mit den Sozialarbeiter*innen individuelle Anschlussperspektiven, wie beispielsweise ein Schulbesuch oder ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis. Auf diesem Weg können die jungen Menschen bei Bedarf auch weiterhin unterstützt werden. „Die Kontinuität des Projekts, die stete Finanzierung und der konstante Personalstamm haben in besonderem Maße zum Erfolg des Projekts beigetragen. Viel Laufarbeit und Akquise ist notwendig, um solch ein Programm bekannt zu machen“, erklärte Monika Krüger, Leiterin der Abteilung Jugendförderung und Jugendsozialarbeit.
Zusätzlich gibt es ein Nachmittagsangebot für junge zugewanderte Frauen ab 15 Jahren. „Dieser geschützte Raum ist für die Frauen sehr wichtig, um ihre eigenen Potentiale zu entdecken und andere Frauen kennenzulernen“, erzählte Hanna Kallas, sozialpädagogische Fachkraft des Projekts. Bei den Treffen werden kreative Projekte zum Mitmachen angeboten. Meist sind etwa acht bis zehn Frauen zwischen 15 und 27 Jahren dabei. Manche von ihnen sind Mütter und bringen ihre Kinder zu den Terminen mit.
Das Angebot wird durch Ferienkurse mit werk- und sozialpädagogischen Inhalten, Deutschförderung und Freizeitaktivitäten ergänzt. An diesen können auch junge Menschen teilnehmen, die außerhalb der Ferien eine Regelschule besuchen. In den derzeitigen Herbstferien sind 16 junge Menschen dabei. Die Teilnehmenden werden jeweils vormittags und nachmittags in unterschiedliche Bereiche eingeteilt: In die Malerei, zum Schreinern, Deutsch lernen oder doch die Hauswirtschaft? Eine Gruppe bereitet gerade das Mittagessen vor, als Ministerin Paul durch die Räumlichkeiten geführt wird. Was es heute wohl gibt? Pizza. Der Küchendienst ist sehr begehrt, wie Kallas verrät.
Heterogene Gruppen beim Deutschunterricht
Die letzte Station des Besuchs ist der Deutschunterricht. Vier Schüler*innen verbessern mit Hilfe von Lehrerin Maya Ilyukova ihre Deutschkenntnisse. Dafür spielen sie gerade ein Spiel: Aus einem Briefumschlag ziehen die Teilnehmenden nacheinander Wörter und müssen daraufhin ein anderes Wort finden, was thematisch zum ersten Wort passt. Bei „Tier“ wird schnell „Hund“ genannt, beim Begriff „Straße“ muss die Schülerin etwas länger überlegen, bevor sie „Autobahn“ sagt. Danach bilden die Schüler*innen Sätze: „Mein Lieblingstier ist ein Hund.“ Anerkennende Worte von Ministerin Paul und Oberbürgermeisterin Keupen folgen selbstverständlich. „Die größte Herausforderung beim Deutschunterricht ist die Heterogenität der Gruppen. Die Teilnehmenden kommen aus unterschiedlichen Herkunftsländern und haben ganz unterschiedliche Sprachniveaus“, erklärt die DaZ-Lehrkraft Ilyukova.
Im Rahmen des Projektes arbeitet die Jugendberufshilfe mit verschiedenen Institutionen zusammen und akquiriert darüber Teilnehmende, unter anderem mit verschiedenen Berufskollegs, dem Kommunalen Integrationszentrum, Träger*innen der stationären Jugendhilfe und der „Ankommensschule“ – GHS Drimborn, Teilstandort Alkuinschule.
Weitere Informationen zur Jugendberufshilfe gibt es unter www.aachen.de/jugendberufshilfe.
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