Gelungene Kooperation: Musikschule und Stadtarchiv übernehmen Teilbestände der Stadtbibliothek
- Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Musikschule arbeiten zusammen, um Angebote und Medienbestände nachhaltig zu bewahren und in eine angemessene Nutzung zu bringen.
- 115.000 Bände aus dem historischen Bestand und dem Aachen-Sonderbestand bekommen im Stadtarchiv ein neues Zuhause. Das Stadtarchiv wird das Zentrum für schriftliche Überlieferungen.
- Über einen Großteil der Notenbibliothek für professionelles Publikum – und den Konzertflügel – freut sich das Kollegium der Musikschule.
Ein Umzug bietet immer die Möglichkeit, sich neu zu sortieren und Bestände zu überprüfen. Vor dem Zusammenschluss von Stadtbibliothek und Volkshochschule im „Haus der Neugier“ hat die Stadtbibliothek schon jetzt die Buchbestände überprüft, sortiert sowie Angebot und Nutzen abgewogen. Die bestehende, gute Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und der Musikschule sorgt nun dafür, Angebote und Medienbestände nachhaltig zu bewahren und in eine angemessene Nutzung zu bringen – an Orten, an denen sie einen echten Mehrwert bieten.
Regelmäßige Bestandsprüfung und Priorisierung
Irit Tirtey, Geschäftsführerin des städtischen Kulturbetriebs freut diese Zusammenarbeit sehr. „Genau dafür haben wir vor 20 Jahren den Kulturbetrieb gegründet, um diese Synergien zu nutzen. Das ist hier vorbildlich gelungen. Die Medien kommen nun an die Orte, an denen sie am besten aufgehoben sind.“
„Öffentliche Bibliotheken prüfen ihre Bestände regelmäßig und schauen, ob und wie die Bestände genutzt werden“, erklärt Bibliotheksleiterin Doris Reinwald: Was wird bewahrt, welche Bereiche müssen gar erweitert werden und welche Medien werden kaum bis gar nicht nachgefragt. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, hier Entscheidungen zu treffen, was die Aufgaben einer öffentlichen Bibliothek sind“, sagt Reinwald. Hierzu gehört in erster Linie, niederschwellig Teilhabe zu ermöglichen, Informationen zugänglich zu machen und einen Raum zum Lesen, Stöbern und Lernen zu bieten.
Historischer Bestand zieht zum Stadtarchiv in die Nadelfabrik
Für die Stadtbibliothek Aachen geht es bei einem Großteil der nun umziehenden Medien um die historischen Bestände. Dazu gehören neben dem Gründungsbestand auch weitere historische Sammlungen, Gelehrtenbibliotheken und Nachlässe. Die rund 115.000 Bände sind im Untergeschoss der Bibliothek untergebracht, noch nicht alle digital erfasst und in der Stadtbibliothek nicht frei zugänglich.
Die Betreuung eines solchen Bestandes ist beim Stadtarchiv sehr viel besser aufgehoben. Dort werden – gemeinsam mit der zuständigen Kollegin, die von der Bibliothek in das Team des Stadtarchivs wechselt – die Sammlungen gesichtet, bewertet und analog zum restlichen Angebot des Stadtarchivs zugänglich gemacht. „Wir sind als ‚Gedächtnis der Stadt‘ spezialisiert auf die papierenen Unterlagen“, sagt der Leiter des Stadtarchivs Dr. René Rohrkamp. „Mit der Übernahme der historischen Bestände werden wir für die Stadtgesellschaft zur zentralen Anlaufstelle für die schriftlichen Überlieferungen.“ Zum 1. Januar 2026 werden die Medien an das Stadtarchiv übergeben.
Die Sammlungen der „Aquensien“ werden zusammengeführt
Dazu gehört auch der Aachen-Sonderbestand, die sogenannten „Aquensien“ – Werke, die sich mit der Stadt Aachen und Umgebung befassen, vom Veranstaltungsflyer eines Pfarrjubiläums über die Vereinsfestschrift bis zur Monographie. Hier hat das Stadtarchiv schon eine eigene regional-geschichtliche Präsenzbibliothek im Haus, die nun mit der Sammlung der Stadtbibliothek abgeglichen und ergänzt wird. Damit vereint das Stadtarchiv künftig alle Druckwerke für an der Stadtgeschichte interessierte Bürger*innen, Schüler*innen und Wissenschaftler*innen an einem Ort.
Bereicherung für die Arbeit der Musikschule
Die Aachener Musikschule wird einen Großteil des Notenbestands aus der Stadtbibliothek erhalten. Dieser wurde seit 1961 systematisch aufgebaut und umfasst ca. 12.500 Notenhefte, hauptsächlich für ein professionelles Publikum. „Die Ausleihzahlen sind seit Jahren rückläufig, im laufenden Jahr haben wir gründlich geprüft, ob wir für ein bedarfsgerechtes Medienangebot noch richtig liegen“, sagt Reinwald. Als Ergebnis werden rund 1000 Notenhefte in der Stadtbibliothek bleiben, die sich an Instrumentenanfänger*innen richten, ein umfassendes Repertoire im Bereich Chorgesang sowie Notenhefte der Popularmusik für verschiedene Instrumente und Gesang. Grundsätzlich alle in den letzten drei Jahren neu erworbenen Noten verbleiben ebenfalls. Das neue Profil basiert auf einer niedrigschwelligen Musikvermittlung, orientiert an den Bedarfen der Kund*innen.
Die restlichen Notenbestände inklusive aller Katalogdaten werden ab Anfang 2026 der Musikschule zum Aufbau einer internen Notenbibliothek für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt. „Die Übernahme ist bei unserem Kollegium auf große Begeisterung gestoßen. Der Notenbestand bildet eine große Bandbreite und viele Instrumente ab, auch pädagogische Titel sowie Ensemble- und Kammermusikliteratur sind vorhanden. Dadurch werden wir die Arbeit der Musikschule noch einmal stark befördern können“, sagt Musikschulleiter Heinz Gassenmeier.
Ein Konzertflügel für die Musikschule
Einen echten Schatz erhält die Musikschule noch oben drauf: Der Konzertflügel aus der Stadtbibliothek, der ebenfalls nur von einem sehr ausgewählten Kreis der Bibliotheksnutzer*innen bespielt wurde, findet am Blücherplatz ebenfalls ein neues zu Hause. Nach über fünfzig Jahren benötigt er für die Bedürfnisse der Musikschule eine Aufbereitung, danach können Lehrkräfte wie Schüler*innen sich über diese Ergänzung freuen. „Das Angebot kommt unserer Tastenoffensive sehr gelegen. Als sehr gutes Unterrichtsinstrument wird der Flügel ein echtes Upgrade bedeuten“, sagt Gassenmeier. Im Gegenzug werden zwei E-Pianos der Musikschule in die Stadtbibliothek gebracht, um die entleihbaren Musikinstrumente der „Bibliothek der Dinge“ zu ergänzen und eine niederschwellige Vermittlung von Musik und ein freies Ausprobieren zu ermöglichen.
Der nun frei gewordene Flügelraum wird zum Veranstaltungsort umfunktioniert. Auch die Volkshochschule wird ihn für Kurse nutzen – ein erster Vorgeschmack für alles, was noch kommt.
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