Pilotprojekt zur Biodiversität: Gebäudebegrünung an kommunalen Gebäuden
- Aufbau eines „Biodiversitäts-Retentions-Gründach“ am Verwaltungsgebäude Lagerhausstraße wurde im Juli abgeschlossen.
- 1.200 Pflanzen, Biodiverstitätselemente wie Totholz, Steinhügel und Wasserlinsen finden auf 500 Quadratmetern Platz.
- Kühl- und Verschattungseffekte, Klimaresilienz, Regenrückhaltung
Wetterextreme wie Hitzewellen und Starkniederschläge werden immer häufiger. Gerade Bereiche mit dichter Bebauung und Bodenversiegelungen tragen in den Sommermonaten zu extremen Temperaturen bei. Die Stadt Aachen begrünt immer mehr kommunale Gebäude, um die grün-blaue Infrastruktur zu stärken und zur Klimaanpassung beizutragen.
1.200 Pflanzen in einem 500 Quadratmeter großen Dachbiotop
Auf einer Dachfläche des Verwaltungsgebäudes in der Lagerhausstraße ist mit Mitteln des Integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt Aachen im vergangenen Frühjahr ein regelrechtes Biotop entstanden. Der im Fachjargon „Biodiversitäts-Retentions-Gründach“ genannte Dachgarten ist das erste Vollgründach, das an einem Bestandsgebäude umgesetzt wurde. Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern haben 1.200 Pflanzen aus 40 verschiedenen Arten Platz gefunden, darunter Rank-/Schlingpflanzen, Stauden, Gehölze, Bäume, Gräser und Sukkulenten. Im Sinne der Biodiversität wurden vielfältige, insektenfreundliche und vorwiegend heimische Planzen gewählt, deren unterschiedlichen Blühzeiten eine ganzjährig biodiverse und ansprechende Gestaltung versprechen.
Pilotprojekt mit Ausweitungspotenzial
„Die Begrünung in der Lagerhausstraße ist unser Pilotprojekt und Lernfeld gleichermaßen“, erklärt Luisa Strehl, Beauftragte des Gebäudemanagements zum Ausbau von Begrünungen an kommunalen Gebäuden. „Jetzt wollen wir auf dieser Fläche die Entwicklung und Auswirkungen genau beobachten und bei folgenden Maßnahmen anwenden. Wir planen eine Ausweitung dieses Projekts, die Fläche hier ist erst der Anfang.“
Und die Dachfläche in der Lagerhausstraße bietet viel Potenzial für die Beobachtung. Der Standort wurde bewusst gewählt: Das Verwaltungsgebäude liegt innerstädtisch in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof in Aachen. Parallel zum Gebäude laufen Schienen und eine viel befahrene Hauptstraße. Außerdem ist ein großer Teil der umliegenden öffentlichen Verkehrsflächen, aber auch der Wohnblockbebauung sowie des Grundstücks selbst, stark versiegelt. Die direkte Umgebung bietet kaum attraktive Grünanlagen zur Erholung.
Die Bepflanzung des Gebäudedachs und der Fassade sorgt für Kühl- und Verschattungseffekte und Temperatursenkungen an heißen Tagen. Die Pflanzen binden CO2 sowie Feinstäube und produzieren Sauerstoff, wodurch die Lufthygiene verbessert wird.
Ausbau der grün-blauen Infrastruktur hin zur Klimaresilienz
Gleichzeitig ist das Gründach als innerstädtisches Trittsteinbiotop angelegt, die Innenstadt gewinnt einen neuen Entwicklungsraum für Insekten, Vögel, Amphibien und kleine Säugetiere: Es bietet ein vielfältiges Nahrungsangebot durch eine insektenfreundliche und heimische sowie exotische Pflanzenauswahl. Biodiverstitätselemente wie Totholz, Steinhügel und Wasserlinsen bieten zusätzlichen Lebensraum.
Die Begrünung hält außerdem Regenwasser zurück, verbessert dadurch die Wasserversorgung der Pflanzen und entlastet die Kanäle bei Starkregenereignissen durch eine zeitverzögerte Abgabe des Wassers.
Zur Sicherstellung der langfristigen Funktionalität und ökologischen Qualität des Gründachs wurde ein gezieltes Pflegekonzept erarbeitet, das auch ein besonderes Augenmerk auf die Förderung der Artenvielfalt legt. Durch gezielte Pflegemaßnahmen werden konkurrenzstarke Arten reguliert um andere Pflanzenarten zu erhalten. Außerdem werden die Ansiedlung und Förderung von Insekten, Vögeln und weiteren Tierarten durch strukturgebende Maßnahmen unterstützt.
Vernetzung und Weiterentwicklung im Verbund
Seit dem 1. Juli 2024 ist das städtische Gebäudemanagement Mitglied im "Bundesverband GebäudeGrün e.V." (BuGG). Der BuGG ist Fachverband und Interessensvertretung rund um die Gebäudebegrünung (Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung) gleichermaßen für Unternehmen, Städte, Hochschulen, Organisationen und allen Interessierten.
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