Bilder laufen lassen
Drei Wochen lang erlebten die Kinder in der Aachener KiTa Passstraße 123, wie ihre Holz-Puzzles und Ausmalbilder durch die Verbindung mit einem Tablet zum Leben erweckt wurden. „Das war großartig“, berichtet Erzieherin Michaela Gößwein: „Durch Puzzles und Malbilder schulen Kinder ihre Feinmotorik. Doch erst die Erweiterung durch das Tablet hat besonders einige meiner Jungs motiviert, überhaupt zu puzzeln und auszumalen. Sonst machen sie das nicht so gerne.“
Kollegin Pütz fügt hinzu, dass nach dem Technikeinsatz die Kinder nicht wie erwartet ständig nach dem mobilen Endgerät gefragt hätten. Stattdessen bedienten sich die Mädchen und Jungen ihrer Gruppe oft an den analogen Angeboten des Medienkoffers, die fortan für alle und zu jeder Zeit im Gruppenraum frei zugänglich waren. Auch konnte Pütz ein kollaboratives Arbeiten beobachten; so halfen zum Beispiel die älteren Kinder immer wieder auch den jüngeren, wenn diese nicht alleine mit dem Tablet weiterkamen.
Tiere im Puzzle beim Wachsen beobachten
Die Gruppe von Pütz widmete einen ganzen Vormittag nur den Wachstumspuzzles von Rolf, die auch Teil des Kita-Koffers des Euregionalen Medienzentrums sind. Besonders von den kräftigen Farben und dem besonderen Vierlagen-System, welches die verschiedenen Entwicklungsstadien eines Tieres zeigt, ist die Erzieherin sehr begeistert. Diese seien dadurch viel ansprechender als viele andere Holzpuzzles.
Am Nachmittag schaute sich die Erzieherin mit ihrer Gruppe die Puzzles noch einmal genauer an. Nun wurden die Motive zum Gesprächsanlass. Als Pütz im Anschluss geheimnisvoll meinte, dass man sogar etwas mit diesen Puzzles und den Tablets machen könne, dachten die Kinder zuerst ans Abfotografieren. Umso überraschter waren diese, als sie auf einmal echte Schildkröten und Marienkäfer sahen, wenn sie ein Tablet über ein fertiges Puzzle hielten. Mit purer Faszination sagte eines der Mädchen: „Schau mal, wir können machen, dass sich das Puzzle bewegt“.
Individualisiertes 3D-Piratenschiff
Als die Eltern der „Piraten-Kinder“ eines Nachmittags wie gewöhnlich ihre Sprösslinge abholen wollten, wurden diese bereits sehnsüchtig erwartet. Völlig begeistert wollten die Kinder ihnen ihre Ausmalbilder von Quiver zeigen, die mithilfe des Tablets lebendig wurden. „Anfangs dachten die Kinder, dass es nur ein gewöhnliches Video sei, das sie sehen“, sagt Gößwein. Doch als die kleinen Piraten dann auf dem Display nicht nur ihr gemaltes Bild in 3D sahen, sondern auch die eigenen Schuhe und andere reale Gegenstände erkannten, waren sie nicht mehr zu halten und produzierten zahlreiche Bilder in unterschiedlichsten Farben.
Gößwein findet es toll, dass alle 3D-Bilder schön anzusehen sind, egal, wie diese ausgemalt wurden. Damit hätten auch jüngere und noch nicht so feinmotorisch versierte Kinder Erfolgserlebnisse.
Einziger Nachteil sei, dass die meisten kostenlosen Bilder nur online abrufbar sind. Da es in der Kita kein WLAN gebe, habe sie daher den Eltern vor Ort die App gezeigt und die heruntergeladenen Malvorlagen ausgedruckt mitgegeben. Insbesondere das Piratenschiff wollten alle Kinder zu Hause zum Leben erwecken lassen und mit dem Tablet oder Handy als Steuer auf dem Meer zum Schunkeln bringen. Somit bot dieses Angebot zugleich eine gute Gelegenheit, Eltern in die Medienarbeit der Kita aktiv einzubinden und hierüber hinaus potenziell einen Austausch zu medienpädagogischen Themen zwischen Eltern und Erziehern in Zukunft zu vertiefen.
Voraussetzung: Das Tablet als neues Material
Das KiTa-Team empfiehlt, das Tablet erst einmal wie jedes andere Material vor Gebrauch vorzustellen. Dies ermöglichte den Erzieherinnen und Erziehern der KiTa Passstraße 123 zum Beispiel, das Vorwissen und die Vorerfahrung der Kinder mit einem solchen Gerät zu sammeln. Im Anschluss daran durften die Kinder selber ausprobieren, was man alles damit machen kann. Als Ergebnis entstanden viele Fotos aus der KTta.
Die Sorge um die Tablets verflog bei den Erwachsenen recht schnell. „Die Kinder-Schutzhülle ist super“, schwärmt Gößwein. Beim Fotografieren in der KiTa konnten die Kleinen durch den Griff das Endgerät einfach halten, und die Hülle schützte dieses beim Krabbeln unter die Tische und über dem Boden vor Schrammen und dergleichen.
„Auch kennen unsere Kinder schon vom Experimentieren mit Kerzen und Gläsern, dass es manche Dinge gibt, mit denen man besonders sorgsam umgehen muss. Das haben sie direkt von sich aus bei der Vorstellungsrunde des neuen Materials Tablet gesagt“, so Pütz.
Ansprechpartnerin
Euregionales Medienzentrum Aachen
Anna Metzger
Medienpädagogin
Stellvertretende fachliche Leitung
Talstraße 2 (DEPOT)
D-52068 Aachen
Tel.: +49 (0)241/5102211
anna.metzger@mail.aachen.de