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Inhalt



Handlungskonzept Wohnen

Am 11. Mai 2022 beschloss der Rat der Stadt Aachen mit dem Handlungskonzept Wohnen die zukünftige wohnungspolitische Gesamtstrategie der Stadt Aachen. Die kommunale Wohnraumentwicklung profitiert zukünftig von passgenauen Strategien, Instrumenten und Maßnahmen, die sich den für die Stadt Aachen spezifischen Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt annehmen. Im Wissen, wie schnell sich zurückliegende Annahmen und Ausgangslagen verändern können, wurde das Handlungskonzept bewusst in einem prozessualen Charakter angelegt. Gesellschaftliche Trends und der Klimawandel, aber auch plötzlich auftretende Verwerfungen wie die Covid-19-Pandemie oder der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben deutlichen Einfluss auf individuelle, soziale, ökonomische und ökologische Aspekte des Wohnens. Diese Faktoren können im Rahmen der andauernden Weiterentwicklung zeitnah in dieses Planungswerk implementiert werden.


Hier finden Sie die Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen (PDF)

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Der partizipative Prozess zur Fortschreibung des Aachener Handlungskonzepts Wohnen konnte, trotz der Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen, weiter vorangetrieben werden. Anfang Mai 2021 wurden vom Lehrstuhl PT RWTH im Rahmen einer digitalen Informationsveranstaltung die Ergebnisse und Analysen des partizipativen Prozesses der breiten Öffentlichkeit vorgestellt und gemeinsam mit hochrangigen kommunalen Vertreter*innen sowie interessierten Bürger*innen ausgiebig diskutiert. Die Veranstaltung können Sie direkt hier noch ein mal anschauen:

  

  

    

Im vergangenen Jahr haben sich eine Vielzahl an Wohnungsmarktakteuren aus Sozialverbänden, Mieterschutz, Wohnungswirtschaft, Gewerkschaft, Politik und Verwaltung im Rahmen der partizipativen Phase zur Fortschreibung des Aachener Handlungskonzepts Wohnen zusammengefunden und an bisher drei Fachforen teilgenommen. Dabei wurden drei Themenkomplexe behandelt, um gemeinsam smarte Lösungen für die Herausforderungen des Aachener Wohnungsmarktes zu entwickeln:

  • Soziale Wohnraumversorgung & Qualitätssicherung im Bestand
  • Baulandentwicklung
  • Qualität im Quartier

Ausgangspunkt für die Fachforen waren die Ergebnisse der digitalen Öffentlichkeitsbeteiligung im Frühjahr 2020 (mit 182 Teilnehmenden) und einer interkommunal vergleichenden Analyse des Lehrstuhls für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen zu den wohnraumbezogenen kommunalen Handlungsinstrumenten. Rolf Frankenberger, Fachbereichsleiter Wohnen, Soziales und Integration der Stadt Aachen, dankt den Aachener*innen für ihre umfangreiche Beteiligung: „Sie haben uns wichtige Impulse und Aufträge mit auf den Weg gegeben. Nun liegt es an uns, diesem Vertrauen gerecht zu werden und gute Konzepte zu erarbeiten.“

1.       Fachforum „Soziale Wohnraumversorgung & Qualitätssicherung im Bestand“

Das Forum beschäftigte sich an zwei Thementischen mit der Schaffung bezahlbaren Wohnraums durch bedarfsgerechte Neubauaktivitäten und mit der Qualitätssicherung im Wohnungsbestand. Diskutiert wurden in diesem Zusammenhang neben Fragen des öffentlich-geförderten Wohnungsbaus und des Bedarfs an einem preisgedämpften Marktsegment auch die Schaffung von Mindeststandards in der Wohnraumversorgung, die Vermeidung von Verdrängungseffekten bei Modernisierungen und der spezifische Bedarf besonderer Zielgruppen (u. a. Senioren, Familien, Studierende)

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© Stadt Aachen / Andreas Herrmann


2.       Fachforum „Baulandentwicklung“

Das zweite Forum führte anhand der Vorträge von drei hochkarätigen externen Expert*innen in die beiden Themenkomplexe Baulandaktivierung und Konzeptvergaben ein.

  • Julia Gottlieb, Leiterin des Stadtdienstes Planung, Mobilität und Denkmalpflege der Stadt Solingen, stellte das Solinger Modell zur Baulandaktivierung durch private Eigentümeransprachen vor. In ihrem Vortrag arbeitete Sie folgende Kernpunkte heraus: Innenentwicklung vor Außenentwicklung, Qualität und Zielgruppenfokus, intensive Eigentümer*innenaktivierung und Gründung einer Allianz für Wohnen.

  • Birgit Kasper, die Leiterin der Koordinations- und Beratungsstelle im Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen, erläuterte in ihrem Vortrag das Konzeptverfahren der Stadt Frankfurt a.M.. Erfolgsfaktoren des Verfahrens sind der offene und niedrigschwellige Charakter, die interessierte Gruppen ihre Ideen skizzieren lässt. Die Grundstücksvergabe erfolgt dann zu einem Festpreis an die Gruppe, die im Rahmen eines transparenten Bewertungssystems das beste Konzept vorgelegt hat. In der für die Gruppen besonders herausfordernde Anfangsphase von Wohnprojekten, begleitet die Stadt die Qualitätssteuerung weiter und unterstützt die Projekte weiter.

  • Ludger Kloidt, Geschäftsführer von NRW.URBAN, stellt abschließend die verschiedenen Angebote des Landes NRW zur Flächenentwicklung vor. Dabei werden insbesondere die beiden Programmteile Bau.Land.Partner (Stärkung der Innenentwicklung, Aktivierung von Standorten sowie „Hilfe zur Selbsthilfe“) und Bau.Land.Kommunal  (Instrument zur finanziellen und personellen Unterstützung von Kommunen bei der Baulandentwicklung, Beibehaltung der Gestaltungs- und Entscheidungskompetenz) genauer beleuchtet.
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© Stadt Aachen / Katharina Franke


Anschließend wurden die thematischen Impulse der externen Expert*innen an zwei Thementischen weiter vertieft und auf die Aachener Rahmenbedingungen hin diskutiert. Der Thementisch „Konzeptvergabe“ stellt insbesondere heraus, dass entsprechende Verfahren politisch legitimiert, offen und niederschwellig gestaltet und auf Basis flexibler Konzeptanforderungen am ehesten erfolgsversprechend für die Umsetzung und motivierend auf potentielle Baugruppen wirken könnte. Zudem ließe sich über entsprechende Vergabekriterien auch die von der Stadt Aachen in den jeweiligen Quartieren gewünschte Entwicklung sichern. Der zweite Thementisch sieht vor dem Hintergrund der derzeitigen Lage auf dem Aachener Grundstücksmarkt, die Fokussierung auf kleinere, aber unproblematische Potentialflächen als besonders erfolgsversprechende Strategie, um neues Wohnbauland zu schaffen. Dabei sollte besonders Wert auf einen intensiven Austausch zwischen Verwaltung und Eigentümer*innen gelegt werden, dafür sind neue, qualitätsvolle Beratungsangebote zu schaffen. Auf Basis einer zielgerichteten Datenanalyse könnten fest Ansprechpartner*innen auf Interessenten zugehen und die Entwicklung der Flächen anstoßen. Zudem sollte die Kommune selbst ihre eigenen Marktaktivitäten intensivieren.

3.       Fachforum „Qualität im Quartier“

Das dritte, diesmal in digitaler Form abgehaltene Forum, behandelte in zwei großen Arbeitsgruppen zum einen die Aktivierung von Flächenpotentialen zur Entwicklung neuer Quartiere, zum anderen das Thema Gutes Wohnen im Quartier und wie quartiersspezifische Wohnraumlösungen gestaltet werden könnten. Zum Einstieg gaben drei Expert*innen kurze Impulsreferate zu folgenden Themen:

  • Mut zur Entwicklung: Große Quartiere und neues Wohnen gestalten (Prof. Dr.-Ing. Förster)
  • Eine Typisierung der Aachener Quartiere (Dr. Marius Otto)
  • Potenziale und Voraussetzungen für die Schaffung zukunftsgerichteten Wohnraums aus Sicht der Wohnungswirtschaft (Martin Dornieden)

In der anschließenden Diskussion wird vor allem die Bedeutung der regionalen Perspektive bei der strategischen Wohnraumentwicklung herausgearbeitet. Gleichzeitig ist ein differenzierter Blick nach innen notwendig, der die besonderen Herausforderungen und kleinräumigen Disparitäten mit in eine geschickte Quartiersentwicklung aufnimmt.

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© Stadt Aachen / Martin Jordan

Eine ausführliche Dokumentation zu den Inhalten und Diskussionen der Fachforen finden Sie in den am Ende dieser Seite verlinkten Protokollen.

Detaillierte Informationen zum Handlungskonzept Wohnen

Mit Beschluss vom 02.07.2019 und 11.07.2019 wurde der Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration vom Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss und vom Planungsausschuss beauftragt, das Handlungskonzept Wohnen der Stadt Aachen im Rahmen einer Hochschulkooperation fortzuschreiben. Ein kommunales Handlungskonzept Wohnen ist ein Analyse- und Planungsinstrument, welches dazu dient, lokale Entwicklungsprozesse zu analysieren und auf dieser Basis zukunftsorientierte Strategien und Maßnahmen für den lokalen Wohnungsmarkt zu entwickeln und in einer integrierten Gesamtstrategie zu bündeln (vgl. MBWSV NRW (2016)). Dabei soll das Handlungskonzept laut Empfehlung des Ministeriums strategisch, kooperativ und umsetzungsorientiert angelegt sein und somit mit einem partizipativen Prozess verknüpft werden. Die lokalen Handlungskonzepte Wohnen verfügen in der Regel über eine Maßnahmenempfehlung und eröffnen u. a. in einigen Bereichen den Förderzugang für Landesmittel.

Aachen ist ein bedeutender Hochschul- und Forschungsstandort, der im Rahmen der Campus-Entwicklung zunehmend von Wachstum geprägt ist. Dies ist für die Stadt Aachen zum einen eine Chance, zum anderen aber auch eine besondere Herausforderung für den Aachener Wohnungsmarkt in Bezug auf das verfügbare Wohnungsangebot, Marktsegmente und Qualitäten.

 

Der Aachener Wohnungsmarkt auf einen Blick

     

 

Vor diesem Hintergrund hat der Rat der Stadt Aachen am 08.12.2010 die auf wissenschaftlicher Grundlage erstellte „Aachen-Strategie-Wohnen“ als integrierte wohnungspolitische Gesamtstrategie verabschiedet.

Seit Erarbeitung der „Aachen-Strategie-Wohnen“ hat die Wohnraumnachfrage in Aachen erheblich zugenommen, so studieren 20.000 Studierende mehr an den Aachener Hochschulen als noch im Jahr 2009, die Bevölkerung ist im selben Zeitraum um 12.500 Personen gewachsen. Eine im Jahr 2018 erfolgte Aktualisierung einer Wohnungsbedarfsprognose des Instituts Quaestio weist bis 2030 einen Neubaubedarf von insgesamt ca. 10.000 Wohneinheiten aus. In Reaktion auf diese Entwicklung wurde eine Vielzahl an wohnungspolitischen Grundsatzbeschlüsse gefasst (vgl. Wohnungsmarktbericht 2019 - Kapitel 6). Was nun notwendig erscheint, ist die Konkretisierung der wohnungspolitischen Leitziele und die darauf aufbauende systematische Verknüpfung der Themenfelder und Instrumente zu einer integrierten Gesamtstrategie. Im Jahr 2019 wurde vor diesem Hintergrund der Prozess zur Fortschreibung des Handlungskonzepts Wohnen eingeleitet, um die Aktivitäten in einer integrierten Gesamtstrategie aufzugreifen. Im Rahmen der ganzheitlichen Betrachtung sollen auch zusätzliche Aspekte und Wechselwirkungen vertieft betrachtet werden (z. B. regionale Effekte, Optimierung der Kommunikationsprozesse, Verknüpfung mit sozialen Fragen). Zudem sind einige Prüfaufträge der Politik (z. B. Ratsantrag zum Thema Dachgeschossausbau und Ratsanfrage zur Schließung von Baulücken) im Rahmen des Prozesses aufzugreifen. Bei der Strategieentwicklung sollen sowohl der Wohnungsbestand als auch der Wohnungsneubau in den Blick genommen werden. Aus der Strategie kann ein Maßnahmenplan entwickelt werden, der zu einer Bündelung und Priorisierung der Ressourcen beiträgt.

Als thematische Eckpunkte der Fortschreibung des Handlungskonzepts Wohnen wurden folgende Aktionsfelder identifiziert und politisch beschlossen (s. Sachstandsbericht Juli 2019):

  • Bezahlbarer/ öffentlich-geförderter Wohnraum und soziale Wohnraumversorgung
  • Qualitätssicherung und –verbesserung im Wohnungsbau/ Ausbau im Bestand
  • Sozialgerechte Bodennutzung
  • Quartiersbezug als Schwerpunkt des wohnungspolitischen Handelns
  • Flächenmobilisierung im Siedlungsbestand und Baulandentwicklung
  • Regionale und euregionale Wohnraumentwicklung
  • Verbesserung der Planungsgrundlagen
  • Kommunikation und Koordination
  • Bundes- und landesgesetzliche Rahmenvorgaben

Als Querschnittsthemen sollen die Aspekte Nachhaltigkeit, Mobilität, Demographie und Integration in allen Aktionsfeldern betrachtet werden. Zudem hat der Aspekt des Hochschulwachstums und des studentischen Wohnraumbedarfs eine besondere Bedeutung bei der Konzepterstellung.

Als Kooperationspartner für die Fortschreibung des Handlungskonzepts Wohnen konnte der Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen gewonnen werden.

Weiterführende Informationen

Protokolle und sonstige Dokumente