Schulstraßen
Kurz mal halten und das Kind mit dem Auto vor der Schule absetzen. Das empfinden viele Familien als eine sichere Lösung. Zum täglichen Schulbeginn führt das oft zu gefährlichen Situationen für alle Kinder. Zeitdruck, verstopfte Straßen, begrenzte Haltemöglichkeiten. Für Kinder und Erwachsene kann es dann schnell unübersichtlich werden. Um die Sicherheit auf den Schulwegen zu erhöhen, testete die Stadt Aachen Schulstraßen während der Europäischen Mobilitätswoche 2024 an vier Grundschulen. Dabei wurden Erfahrungen und Rückmeldungen gesammelt und die Ergebnisse ausgewertet. Die dauerhafte Einrichtung von Schulstraßen befindet sich derzeit noch in der Einzelfallprüfung.

Hintergrund
Bringverkehr mit dem Auto erzeugt früh morgens im Umfeld von Schulen oft brenzlige und gefährliche Situationen. Die vielen Autos, die fast gleichzeitig unter Zeitdruck vor die Schulen drängen und teils waghalsig wenden, gefährden die Kinder und Jugendlichen massiv.
Das Angebot der Stadt Aachen, Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, an den im Umfeld der Schule ausgewiesenen Elternhaltestellen aus dem Auto zu lassen, wird immer noch zu wenig genutzt. Von dort sollen die Kinder den noch verbleibenden Schulweg eigenständig zu Fuß zurücklegen. Erfahrungen belegen, dass Kinder diese letzten Meter eigenständiger Mobilität oft genießen. Sie nutzen diese Wege, um sich mit Mitschüler*innen zu unterhalten.
Eltern, die diese Haltestellen nutzen, tragen dazu bei, den Hol- und Bringverkehr vor den Schulen zu reduzieren und die Verkehrssicherheit aller zu erhöhen.
Erlass und Anträge
Seit Januar 2024 unterstützt ein Erlass des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) – als oberste Straßenbehörde des Landes – die Schaffung neuer Schulstraßen. Der Erlass benennt die Möglichkeiten für Städte und Gemeinden, Schulstraßen rechtssicher einzurichten. Mit der Hilfe von Schulstraßen wird der Autoverkehr im Umfeld der Schulen reduziert und die Nutzung von Elternhaltstellen noch attraktiver.
Konkret bedeutet „Schulstraße“, dass die Straße vor der Schule rund um den Unterrichtsbeginn für den Autoverkehr für z.B. 45 Minuten gesperrt wird. So wird der Schulweg für alle sicherer. Anwohner*innen können weiterhin aus der Straße ausfahren. Für alle Nicht-Motorisierten bleibt die Straße uneingeschränkt befahrbar.
Vor und nach dem Erlass gab mehrere Anträge, Schulstraßen in Aachen einzurichten:
- Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 4.3.2024: „Kinder im Straßenverkehr brauchen unseren besonderen Schutz"vVerkehrsberuhigung vor Grundschulen in Laurensberg: Zeitweise Sperrung
- Ratsantrag SPD und Grüne vom 20.03.2024, Schulstraßen: Sichere Wege für unsere Schulkinder
- Antrag der CDU, Grünen, SPD und FDP vom 19.04.2024: Prüfung der Einrichtung einer temporären Straßensperrung zur Schulanfangszeit in der Karl-Kuck-Straße
- Bürgerforum am 23.04.2024: Schulwegsicherung Mataréstraße
- Karl-Kuck- Schule: Schulkonferenzbeschluss Schulstraße 13.05.24
- Kinderbürgerantrag der KGS Am Römerhof
- Rhein-Maas-Gymnasium: Konzept zur sichereren Umgestaltung der Rhein-Maas Straße, 6.9.2023
Die Anträge sind im Wortlaut im Anhang der Vorlage vom Jan. 2025 dargestellt.
Test im Herbst 2024 an vier Schulen
Aufgrund passender Rahmenbedingungen wurde vier Grundschulen ausgewählt für die Veranstaltung „Schulstraße erleben!“. Während der Europäischen Mobilitätswoche 2024 wurde dem motorisierten Individualverkehr an bestimmten Zuläufen zu den Schulen die Einfahrt von Montag, 16.09. bis Freitag, 20.09., zwischen 7:30 Uhr und 08:15 Uhr verwehrt. Eltern wurden aufgefordert, ihre Kinder an den hierfür vorgesehenen Elternhaltestellen aussteigen zu lassen. Für Anwohnende bestand das Angebot, im Vorfeld auf Antrag bei der Straßenverkehrsbehörde eine Sondergenehmigung zur Einfahrt in die betroffenen Straßenabschnitte für die jeweils 45-minütigen Sperrzeiten in der Woche zu erhalten. Die Ausfahrt war auch ohne Sondergenehmigung weiterhin für alle motorisierten Verkehrsmittel möglich. Darüber hinaus blieb die Straße für alle nicht motorisierten Verkehrsmittel wie gewohnt befahrbar.
Die hierfür ausgewählten Grundschulen waren die Gemeinschaftsgrundschule Brühlstraße (Eilendorf), die Katholische Grundschule Hanbruch (Mitte), die Katholische Grundschule Höfchensweg (Mitte) und die Gemeinschaftsgrundschule Am Höfling (Mitte).
Die Aktion ist trotz vereinzelter Kritik überwiegend auf Zustimmung gestoßen. Sie hat gezeigt, dass sich die Verkehrszahlen mit der Ausweisung von Schulstraßen reduzieren lassen und Schulstrassen somit ein Instrument zur Erhöhung der Verkehrssicherheit vor Schulen darstellen können. Durch die Verkehrsberuhigung unmittelbar vor den Schulen wird der Schulweg für die Kinder übersichtlicher und sicherer. Jedoch zeigt die Aktion auch, dass nicht alle Eltern und Kinder ihr Mobilitätsverhalten anpassen.
U.a. der WDR und die Aachener Zeitung berichteten hierüber.
Wie geht es weiter?
Im Januar 2025 wurde dem Mobilitätsausschuss ausführlich zu den Erfahrungen berichtet und u.a. folgender Ausblick mitgeteilt:
- Die dauerhafte Einrichtung von Schulstraßen - sei es als Verstetigung bei den Pilotschulen der Veranstaltung oder bei sonstigen Schulen – bedarf einer Prüfung im Einzelfall und einer rechtlichen Anordnung. Vorübergehend sind Veranstaltungen oder Verkehrsversuche möglich; dauerhaft ist in der Regel eine straßenrechtliche Teileinziehung notwendig.
- Die Verwaltung wird in Abstimmung mit allen Beteiligten zunächst für die vier Grundschulen, die an der Veranstaltung der Mobilitätswoche teilgenommen haben, prüfen, ob die Verstetigung sinnvoll und gewünscht ist und die rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind.
- Darüber hinaus wird ein Konzept zur sukzessiven Prüfung und Priorisierung der Anträge der weiteren Schulen erstellt. Dazu gehören auch die Überlegungen an welchen Schulen man mittels Erprobung durch Veranstaltungen bereits Erkenntnisse für eine eventuelle dauerhafte Einrichtung gewinnen kann.
- Insbesondere die Prüfung der rechtlichen Voraussetzungen des Einzelfalls ist sehr aufwendig und wird bei der Menge der Schulen einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch ist der derzeitige Erlass in manchen Fragestellungen, die sich auch aus den Umfrageergebnisse ergeben, noch nicht konkret genug ausgestaltet worden. Hier hat die Straßenverkehrsbehörde bereits über die Bezirksregierung entsprechende Hinweise weitergegeben.
Mit dem Rad zu Aachens Schulen
Die städtische Kampagne "FahrRad in Aachen" bietet den Schulen an, mit kleinen Schülergruppen den Weg mit dem Rad einzuüben. Das Training beinhaltet folgende Punkte:
- Die wichtigsten Regeln werden besprochen (rechts vor links, Toter Winkel),
- Fahrtechnikübungen auf dem Schulhof
- Befahren des Schulwegs (Hin- und Rückweg ) mit dem Fahrrad.
Tipps zum Radfahren für den Schulstart
Kinder, die sich bewegen, sind ausgeglichener und konzentrierter als Bewegungsmuffel. Bewegung regt nicht nur den Geist an, sie ist auch für die Körperkoordination wichtig. Außerdem stärkt es das Selbstbewusstsein und das Sozialverhalten der Kinder, wenn sie mit anderen Kindern zusammen fahren.
Sicher Radfahren
Nicht immer ist der kürzeste Weg zur Schule der beste. Eltern können einen möglichst verkehrsarmen Schulweg mit wenigen Kreuzungen, Einfahrten und Überquerungen aussuchen und diesen mit ihren Kindern üben. Bis zum Alter von 8 Jahren müssen dabei Kinder den Gehweg benutzen. Ab 10 Jahren müssen Kinder die Fahrbahn oder den Radweg benutzen. Eltern entscheiden, wie ihr Kind zur Schule kommt.
Eltern sollten den Weg mehrmals morgens im Berufsverkehr mit ihrem Kind fahren, um zu prüfen, ob es den Herausforderungen gewachsen ist. Dabei sollten sie besonders auf einen ausreichenden Abstand zu parkenden Fahrzeugen achten (rd. 1 m), an Einmündungen beim Geradeausfahren mit Fehlverhalten von abbiegenden Fahrzeugen rechnen und sich unübersichtlichen Einfahrten nur bremsbereit nähern. Damit beseitigen sie ganz zentrale Unfallrisiken. Ein richtig sitzender Helm schützt bei Stürzen vor schweren Kopfverletzungen.
Alle Schülerinnen und Schüler sind auf den Wegen von und zur Schule im Rahmen der gesetzlichen Unfallversicherung abgesichert. Dieser Versicherungsschutz besteht unabhängig vom Alter und vom Verkehrsmittel – also auch dann, wenn Kinder mit dem Rad fahren.
Die beste Radroute finden
Um so einen Weg zu finden, kann der Radroutenplaner des Landes NRW hilfreich sein. Dort kann man Start, Ziel und auch Zwischenpunkte eingeben, direkte Wege oder Nutzung des Radnetzes auswählen. Wann man etwas übt, kann man mit dem Routenplaner NRW die besten Radrouten in der Stadt finden. Es gib den Radroutenplaner NRW auch als App.
Die Stadt Aachen hat für jede Schule in Aachen folgendes zusammengestellt:
a) Erreichbarkeit in 10 Minuten
Einen Link der Anwendung BikeCitizens, mit der man zeigen kann, welche Straßen man in 10 Minuten von einer Schule erreich kann. Die Standardeinstellungen kann jede Schule auf Wunsch für sich anpassen.
b) Routenvorschlag von drei guten Anbietern
Es wird jeweils das Routingprogramm geöffnet und die Zieladresse der Schule ist bereits eingetragen. Man muss nur seine Wohnadresse eingeben und erhält dann einen Routenvorschlag. Die Anbieter unterschieden sich in ihren Routingalgorithmen und individuellen Einstellungsmöglichkeiten. Die besten Möglichkeiten der Individualisierung bietet der Radroutenplaner NRW. Im Downloadbereich finden Sie Ihre Schule bei der Auswahl des jeweiligen pdfs und können dort die Links anklicken.