Wildmanagement
Einen Hinweis darauf, ob Wald und Wild im Einklang stehen, liefern so genannte Weiserzäune. Das sind kleine, 12 x 12 Meter umzäunte Flächen im Wald, in denen sich die Bodenflora und die Baumarten ungestört entwickeln können. Ein Vergleich mit den direkt angrenzenden Flächen lässt Rückschlüsse auf die Wilddichte zu. Sind die Verbissschäden zu hoch, so wird mehr Wild in den für Reh- und Rotwild vorgeschriebenen Abschussplänen beantragt.
Förster*innen sind gleichzeitig Jäger*innen. Schließlich ist es ihre Aufgabe für eine natürliche und artenreiche Waldverjüngung zu sorgen. Unsere Forstleute bejagen deshalb einen Großteil des viel besuchten Erholungswaldes selbst.
Auch Jagdpächter ziehen mit. Die intensive Zusammenarbeit mit unseren Jagdgästen und Inhaber*innen von Jagderlaubnisscheinen trägt dazu bei, dass heute insgesamt gute Wald-Wild-Konstellationen erreicht werden.
Einklang von Wild und Wald
In den Aachener Wäldern leben unter anderem Rot-, Reh- und Schwarzwild (Wildschweine). Früher regulierte sich der Bestand von Wildarten durch Raubtiere wie Bär, Wolf, Luchs, Wildkatze und durch den Menschen. Harte und kalte Winter sowie Seuchen und Parasiten taten ihr übriges.
Die Lebensbedingungen haben sich seither grundlegend geändert. Die genannten Raubtierarten wurden weitestgehend ausgerottet. Wobei einige aktuell langsam wieder zurückkehren, wie Wildkatze (auch im Stadtwald) und Wolf (im weiteren Umkreis). Die Winter werden im Zuge der Klimaerwärmung zunehmend schnee- und frostfrei bleiben und und Ausbreitung von Wildseuchen reduziert der Mensch bei manchen Seuche durch gezielte Impfmaßnahmen. Die natürlichen Faktoren für die Sterblichkeit von Waldtieren (zum Beispiel körperliche Verfassung der einzelnen Individuen, klimatische Einflüsse, natürliche Feinde, Nahrungskonkurrenz) sind weitgehend ausgeschaltet. Nur noch der Mensch ist als Regulator übrig geblieben.
Wozu überhaupt jagen?
Folgen wir den Beispielen zur Populationsdynamik zweier Wildarten so liegt die Antwort auf der Hand: Ausgehend von einem Rehwildbestand mit 100 Tieren im Geschlechterverhältnis 1:1 wächst die Population rein rechnerisch im Laufe von zehn Jahren auf 5.736 Tiere an. Bei Wildschweinen ist die Entwicklung noch sehr viel rasanter: Nach nur fünf Jahren steigt der Bestand von 100 auf 24.300 Tiere.
Sowohl für den Wald als auch für das Wild ist es wichtig, dass das Nahrungs- und Deckungsangebot und die Wilddichte in Einklang stehen. Eine zu hohe Wildpopulation hat für das Wild zur Folge, dass territorial lebende Tiere durch den ständigen Verdrängungswettbewerb einem hohen Stress unterliegen und auch vermehrt im Straßenverkehr überfahren werden. Knappes Nahrungsangebot führt zu „kümmerndem“ Wild; diese Tiere haben zu wenig Fettreserven aufgebaut und können bei einem harten Winter verenden. Auch die Übertragungsrate von Wildkrankheiten steigt mit der Wilddichte an.
Nicht nur das Wild, auch der Wald leidet unter zu hohen Wildbeständen. Unser Ziel ist es, den Wald naturgemäß zu bewirtschaften, das heißt, wir fördern die heimischen Baumarten und setzen auf deren natürliche Verjüngung. Vor allem Rehe sind Feinschmecker. Auf ihrem Speiseplan stehen genau die Knospen und Triebe ganz oben, die die Stadt zum Aufbau von Mischwäldern dringend benötigt: Eiche und Buche. Darüber hinaus ist an manchen Orten – insbesondere vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels - ein aktiver Baumartenwechsel nötig und scheitert, wenn die Wilddichten nicht an das natürliche Nahrungsangebot angepasst sind.
Auch Rotwild kann dem Wald empfindliche Schäden zufügen. Das frühere Rotwild war tagsüber aktiv und lebte in den Waldsteppen. Durch die starke Besiedlung und weil es in den Wäldern immer unruhiger wurde, zogen sich die Tiere in die geschlossenen Waldflächen zurück. Weil dort keine oder deutlich weniger Gräsern und Kräuter wachsen, schält das Rotwild tagsüber die Rinde von den Bäumen. Das verursacht erhebliche und nachhaltige Schäden an den Bäumen.
Sollten die eingeleiteten Umstrukturierungsmaßnahmen einmal flächig greifen, so profitiert langfristig auch das Wild von der Biotopverbesserung.
Beim Wildschwein entstehen die Schäden weniger im Wald als auf den angrenzenden Wiesen und Feldern. Auf der Suche nach begehrten Feldfrüchten und tierischem Eiweiß (Würmern, Maden, etc.) kann eine Wildschweinrotte in einer einzigen Nacht große Schäden verursachen.
Wildfleisch / Wildbret
Wildfleisch ist von höchster Qualität. Wild lebt artgerecht und natürlich, bis es erlegt wird. Dafür sorgen die natürliche Nahrungsgrundlage und die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Transporte und andere Stresssituationen bleiben den Tieren weitestgehend erspart. Wildfleisch ist fett- und kalorienarm und enthält viele Mineralstoffe wie Eisen, Zink und Vitamin B2.
Hauptsächlich Rehwild im Angebot
Rehwild können Interessierte direkt bei den Revierleiter*innen beziehen. Die Verfügbarkeit ist abhängig von den gesetzlich vorgeschriebenen Jagdzeiten und vom Jagdglück. Rehwild ist vorwiegend von Mai bis Januar erhältlich, die Tiere wiegen bis zu 20 Kilogramm. Der Preis liegt pro Kilogramm bei sechs Euro inklusive Mehrwertsteuer. In sehr seltenen Fällen wird auch Schwarzwild (Wildschweine) angeboten. Hier liegt der Preis bei 2,50 Euro pro Kilogramm. Die Abgabe erfolgt in ganzen Stücken. Das heißt: die Tiere sind ausgenommen, aber noch mit Fell.
Forstmitarbeitende sind besonders geschult
Die Forstmitarbeitenden sind von der Veterinärbehörde in Sachen Fleischhygiene speziell geschult und die Wildkammer erfüllt die Anforderungen eines Lebensmittelbetriebs. Somit stellt das Gemeindeforstamt einen hohen Qualitätsstandard sicher.
Kleines Lexikon der Wildarten
Rehwild
Häufig anzutreffende Wildart in unseren Wäldern. Es ist mit 15-20 kg die kleinste Schalenwildart und nicht zu verwechseln mit Rotwild. Das scheue Reh liebt das Versteckspiel und lässt - dicht an den Boden gedrückt - gerne ahnungslose Wandernde vorüberziehen. Wer morgens und abends in der Dämmerung unterwegs ist, kann es dennoch häufig beobachten. Rehe sind im gesamten Stadtwald verbreitet. Die männlichen Rehe heißen Böcke, die weiblichen Ricken, die unter einjährigen Rehe Kitze.
Rotwild
Das Rotwild ist die größte heimische Schalenwildart. Sie werden bis zu 200 kg schwer. Es bevorzugt große Waldgebiete mit zusammenhängenden Dickungen. Das Röhren der Hirsche zu Zeiten der Brunft (Ende September, Anfang Oktober) geht durch Mark und Bein. Männliches Rotwild bezeichnet man als Hirsch, weibliches als Alttier und die jungen heißen Kälber.
Schwarzwild
Sie werden auch Wildschweine oder Sauen genannt und leben in Rotten (Gruppen). Im Gegensatz zu den anderen Schalenwildarten wie Reh- und Rotwild sind sie Allesfresser. Wildschweine haben sich in den letzten Jahren rasant vermehrt. Wildschweine sind wenig standorttreu und durchwühlen bevorzugt nachts Wiesen und Äcker; daher sind sie schwer zu bejagen. Die männlichen Tiere heißen Keiler, die weiblichen Bache und die jungen Frischlinge.
Dachs
Ein vorwiegend nachtaktiver Allesfresser, der umfangreiche Erdbauten anlegt, die er im Gegensatz zum Fuchs mit Heu und Laub auspolstert. Nachdem sich der Dachs im Herbst eine 2-3 cm dicke Fettschicht angefressen hat, geht er in eine winterschlafähnliche Ruhephase bis zum Frühjahr.
Fuchs
Die Fuchspopulation ist nach der erfolgreichen Tollwutimpfung in den 1980er Jahren wieder stark angewachsen. Er lebt in Erdbauten und traut sich nachts auch einmal in Wohngebiet, wo er nach Nahrung sucht.
Marder
Bei uns sind zwei Marderarten beheimatet. Der häufig vorkommende Steinmarder bevorzugt freiere Landschaft und lebt sogar in der Innenstadt, wo er durch das Beißen an Autogummiteilen einen Namen gemacht hat. Ganz im Gegensatz dazu lebt der seltenere Baummarder im Hochwald und ist als Kletterkünstler wie das Eichhörnchen in der Lage, Bäume spiralartig und blitzschnell zu erklettern.
Feldhase
Der Feldhase bevorzugt trocken-warme Areale mit vielen Deckungsmöglichkeiten. Der ideale Lebensraum aus mosaikartig zusammengesetzten Wald-, Feld- und Heckenstrukturen ist heute selten geworden. Im Gegensatz zu den Kaninchen bauen Hasen keine Erdhöhlen, sondern geben sich mit einer flachen Mulde („Sasse“) zufrieden. Noch eine Besonderheit: Junghasen kommen sehend und völlig behaart zur Welt.