In unserer Stadt finden sich Naturtalente, die viel zu bieten haben.

Winterlinde, Marktplatz Aachen Brand
Linden gewinnen schnell unser Herz, die Winterlinde wird sogar - auf Grund ihrer markanten Blattform - „Herzblattlinde“ genannt. Und Linden sind tatsächlich lind, also Bäume mit sanften und zarten Eigenschaften. Sie lassen viel mit sich machen und sind doch zäh und können über tausend Jahre alt werden. Linden wurden gerne in Dörfer und Städte gepflanzt, denn sie waren so etwas wie ein „Brot und Butter“-Baum. Ihr Bast lieferte Material für Seile und Kleidung, die bitterstoffarmen Blätter dienten Mensch und Tier als Nahrung. Zur Ernte wurden die Bäume regelmäßig geschneitelt: Ähnlich wie bei Kopfweiden wurden an immer derselben Stelle Äste abgesägt. Linden lassen sich willig durch Schnitt formen, so entstanden die beliebten Tanzlinden, in deren niedriger Krone sich zwischen den Schneitelaustrieben die Tanzfläche befand. Noch heute werden Lindenblätter und -blüten als gesundheitsförderndes Tierfutter verkauft. Lindenblütentee schmeckt uns gut und wird zur Beruhigung und bei Erkältungskrankheiten gerne getrunken. Zur Blütezeit macht sich der Nektarreichtum der Blüten durch das Summen der zahlreichen Bienen und Hummeln bemerkbar. Auch die Ausscheidungen von Blattläusen und Zikaden werden von Honigbienen geerntet, so liefert ein Baum bis zu zwei Kilogramm Honig. Das weiche Holz ist ein ideales Schnitzholz und für den Instrumentenbau beliebt.
Aber wie kann so ein stark beernteter Baum eigentlich überleben? Linden bilden einen starken Wurzelstock und haben eine enorme Ausschlagsfähigkeit. Genau deshalb sollten wir ihre Wurzeln besonders gut schützen, denn sie vertragen keine Bodenverdichtung, kein Einpflastern und keine Verletzungen. Wenn der Boden genügend Feuchtigkeit bietet, ist die Winterlinde hitzetolerant.
Aber nicht nur für Mensch und Nutztiere sind Linden Futterbäume, sie bieten auch zahlreichen Wildtieren Nahrung. Ihre Samen sind bei Vögeln und Kleintieren beliebt. Neben den zahlreichen Blütenbesuchern, die Nektar und Pollen sammeln, leben hier viele pflanzenfressende Insekten. Forschende haben vierzig Arten Schmetterlingsraupen, wie die Linden-Gelbeule oder den wunderschönen Linden-Sichelflügler gefunden, aber auch über zwanzig Käferarten wie den Linden-Hornbock. Linden-Zierlaus und Linden-Maskenzikade gehören zu den Arten, die den Überfluss an Zucker in ihrer Nahrung als Honigtau wieder ausscheiden. Kein Wunder, dass viele Vogelarten hier das Futter für Ihre Jungen sammeln und Fledermäuse nachts Falter fangen.
Sal- und Silberweide, Vennbahn Aachen Brand
Weiden stehen ganz oben auf der Hitliste unserer Tiere. Forschende haben auf Saalweiden über 500 Tier- und Pilzarten gefunden, die hier ihre Nahrung finden. Bei der Silberweide sind es immerhin noch ungefähr 300 Arten, darunter allein 78 Falterarten. Hier knabbern die Raupen des fast 10 Zentimeter große Pappelschwärmers und von fünf verschiedene Glasflügern. Aber auch 74 Käferarten leben auf Silberweiden, wovon allein 30 zu den besonders schönen Bockkäfern gehören. Ihre Larven ernähren sich von lebendem oder abgestorbenem Holz.
Weiden lieben feuchte oder nasse Standorte, ein Lebensraum, der das Überleben von Pilzen und Bakterien fördert. Den vielen Fressfeinden stehen Abwehrmechanismen gegenüber, die dafür sorgen, dass Weiden trotz ihrer starken Einbindung in die Nahrungsnetze zu den besonders wuchsstarken Gehölzen gehören. Ein Stoff, der bei der Abwehr von Schädlingen und auch bei der Antwort auf Stress wie Trockenheit, Hitze, Kälte oder Sonnenstrahlung in Pflanzen eine große Rolle spielt, ist die Salicylsäure. Dies Pflanzenhormon kurbelt den Stoffwechsel der Pflanzen an und sorgt zum Beispiel dafür, dass bei Stress die Atemöffnungen geschlossen werden. Es hat aber auch eine direkte Wirkung gegen Bakterien, Pilze und saugende Insekten. Kein Wunder, dass dieser in Pflanzen biochemisch hochwirksame Stoff auch in unseren Körpern zahlreiche Wirkungen hat. Salicylsäure wirkt schmerzlindernd, blutverdünnend und entzündungshemmend. Äußerlich angewendet, weicht sie Hornhaut auf und lässt Hühneraugen verschwinden. Einige Pflanzen der Feuchtlebensräume, nämlich Mädesüß, Pappeln und Weiden enthalten besonders viel Salicylsäure. Mädesüßkraut und Weidenrinde wurden deshalb seit alters her in der Heilkunde eingesetzt. Die Flavonoide in der Weidenrinde wirken zudem antioxidativ, neutralisieren also Zellgifte. Allerdings führt Salicylsäure auf Grund der blutverdünnenden Wirkung auch zu Blutungen im Magen-Darmtrakt. Ende des neunzehnten Jahrhunderts gelang es, einen Herstellungsweg für reine Acetylsalicylsäure zu entwickeln, einen ähnlichen Stoff, der nach dem Mädesüß, das auch Spiere genannt wird, den Namen „Aspirin“ erhielt und nicht so starke Nebenwirkungen auf den Magen hat.
Weiden blühen früh und schon im frühen Sommer segeln die Samen mit ihren fluffigen Anhängseln durch die Luft. Viele verwechseln diesen „Pflanzenschnee“ mit Pollen. Auch die deutlich sichtbaren Staubblätter der männlichen Weidenblüten führen oft zur Annahme, dass Weiden allergieauslösend seien. Zum Glück werden Weiden von Insekten bestäubt und entlassen deshalb kaum Pollen in die Luft, Weiden sind deshalb auch für einen allergenarmen Garten geeignet.
Ahornblättrige Platane, Gesamtschule Aachen Brand
In unserer immer heißer werdenden Welt ist der Schatten großer Bäume eine Wohltat. Platanen wachsen schnell zu großen und stattlichen Bäumen heran, die Straßen und Plätze hallenartig überschirmen und durch die Verdunstungsleistung ihrer Blätter eine natürliche Klimaanlage für den Außenraum darstellen. Sie können bis zu 30 Meter hoch und 25 Meter breit werden.
Platanen treiben spät aus, so erreicht die wärmende Frühjahrssonne noch länger den Boden. Diese robuste Baumart kann aber auch durch Schnittmaßnahmen an beengte Räume angepasst werden, vorausgesetzt, die Bäume werden schon als Jungbaum entsprechend erzogen wodurch die Schnittwunden dann klein bleiben. So entstehen Dachplatanen oder auch die markanten und deshalb beliebten Kastenplatanen.
Besonders interessant an Platanen ist ihre Rinde, deren äußere Schicht in regelmäßigen Abständen abgestoßen wird. So ist der Stamm in interessanten Mustern gelb, grünlich und grau-braun gezeichnet, je nachdem, wie alt die äußere Rindenschicht ist. Platanen haben ein intensives und widerstandsfähiges Wurzelsystem, das Überfüllen oder auch Eingriffe durch Baumaßnahmen relativ gut vertragen kann. Verdichtete Böden und Abgase machen den Bäumen wenig aus, sie eignen sich deshalb gut als Straßenbäume. Die Wurzeln holen sich aber unbekümmert, was sie brauchen, gerne auch aus Abwasserleitungen. Und wenn Platten- oder Pflasterbeläge im Weg sind, werden diese gerne angehoben. Leitungen im Bereich von Platanen sollten deshalb dicht und gut geschützt sein. Beläge können durch wurzelabweisende Einfassungen abgeschirmt werden.
Als Kreuzungsprodukt zweier exotischer Arten, der Amerikanischen Platane (Platanus occidentalis), die ihr die Winterhärte vererbt hat, und der Morgenländischen Platane (Platanus orientalis) dient die Ahornblättrige Platane nur wenigen Insekten als Nahrung, Forschende fanden hier acht verschiedene Arten.
Hängebirke, Brander Bahnhof Aachen Brand
Die bei Insekten und Vögeln gleichermaßen beliebte Birke ist ein typisches Pioniergehölz. Birken tauchen ähnlich wie Saalweiden oft als erste auf Dachbegrünungen und aufgelassenen Bahngleisen auf. Das weitstreichende Wurzelwerk versorgt die Pflanzen auch bei Trockenheit sehr gut.
Birken wachsen dann schnell zu mittelgroßen Bäumen heran. Im Mai leuchten ihre helle Rinde und die beweglichen lichtgrünen Blätter um die Wette und verbreiten Frühjahrsfröhlichkeit. Allerdings sind die Wurzeln der Birke auch hochempfindlich. Schon leichte und lokale Überfüllungen wie ein Hochbeet im Wurzelbereich oder eine Erdmiete können eine Birke zum Absterben bringen. Auch Verpflanzen vertragen Birken schlecht. So kommt es dazu, dass aus Aussaat entstandene Birken sommerliche Hitzeperioden problemlos überstehen, während gepflanzte Birken schon bei leichter Trockenheit kümmern. Birken sollten sich am besten aus Spontanaussaat entwickeln dürfen. Dann lassen sie sich auch gut auf den Stock setzen, also ähnlich wie ein Niederwald bewirtschaften. So können selbst auf kleinen Flächen lichte und heitere Birkenhaine dauerhaft erhalten werden.
Früher wurde in solchen Birkenhainen Laubheu als Tierfutter gewonnen. Birken dienten aber auch der menschlichen Ernährung, nicht nur der im Frühling durch Anbohren gewonnene Birkensaft, sondern auch junge Blätter, Knospen, Früchte und der Bast der Bäume wurden genutzt.
Wer eine Birke pflegt, schafft aber auch einen wichtigen Lebensraum. Forschende fanden über 380 verschiedene Tierarten, die sich von Birkenblättern oder anderen Teilen der Bäume ernähren, zum Beispiel die Raupen von 161 verschiedenen Falterarten. An den Trieben saugen 25 verschiedene Blattlausarten, die fast ausschließlich, bis auf zwei, nur auf Birken vorkommen. 32 Vogelarten fressen die Samen der Birken, besonders wichtig für die meisten Vogelarten sind aber die vielen Räupchen und Läuschen, die die Vogeleltern hier für ihre Küken finden.