Von Schach über Frösche zu Vulkanen
Mit gerade mal zehn Jahren qualifizierte sich ein Junge aus Aachen für eine Teilnahme zur Europameisterschaft im Schachspielen. Angefangen hat seine Schachzeit aber nicht auf einem traditionellen Schachbrett, sondern an einem Computer in der städtischen Kita „Hahner Straße“ in Aachen. Dies ist eine Kita, die ihren Fokus auf Natur und Gesundheitserziehung gerichtet hat.
Computer regt eigene Lernprozesse an
„Ich kann die Kinder nicht davor schützen, dass sie in einer computergeprägten Welt aufwachsen. Aber wir können ihnen in der Kita helfen, in dieser Welt besser klarzukommen“, so die Kita-Leiterin Frau Förster. Statt als Verdrängung von Büchern und haptischen Spielen werden digitale Medien hier als Ergänzung verstanden. Dabei werden sie immer abhängig der Interessen der Kinder und für deren individuelle Lernprozesse eingesetzt.
„Kürzlich waren wir zum Beispiel im Wald. Dort entdeckten die Kinder einen Frosch, den sie nicht kannten. Wir machten also mit dem Handy ein Foto“, so Frau Celic, die Kita-Medienbeauftragte. Zurück in der Einrichtung setzte sich die Erzieherin gemeinsam mit den Kindern an den Computer. Sie recherchierten alles, was sie zu dieser Froschart finden konnten. Daraus entstand dann ein kleines Froschprojekt.
Auch im Fall des jungen Schachprofis diente der Computer als Unterstützung seines Lernprozesses. Die Leiterin hatte während seiner Kita-Zeit sehr früh bemerkt, dass der Junge unterfordert war. Zur individuellen Förderung wurde Frau Förster daher das Schachspiel empfohlen. „Leider habe ich davon selber wenig Ahnung“, gesteht sie. Deshalb habe sie das PC-Kinderschachspiel „Fritz & Fertig“ angeschafft. Die digitalen Erfahrungen hat der Junge anschließend selbstständig und mit großer Begeisterung „analog“ aufs Schachbrett übertragen.
Selbstregulierung dank Computerkarten
Der Kita-Computer hilft den Kindern aber nicht nur bei den eigenen Lernprozessen. „Durch den pädagogischen Einsatz des Computers lernen die Kinder bei uns auch, wie sie ihr Computernutzverhalten selbst regulieren können“, so Frau Förster.
Der Kita-Computer. © Euregionales Medienzentrum Aachen
Hierfür bekommen die Kinder für jedes Lebensjahr eine Computerkarte. Jede Karte ist 15 Minuten Computerzeit pro Woche wert. Möchte ein Kind an den Computer oder einfach nur dort zusehen, muss es zuerst einer der Erzieherinnen von seinem Vorhaben erzählen. „Gestern kam zum Beispiel ein Junge auf mich zu. Er hatte zu Hause etwas von Vulkanen gehört und wollte daher in der Kita die DVD zu Vulkanen anschauen“, berichtet Frau Celic: „Das ist doch großartig.“
Maximal zwei Karten dürfen pro Tag eingelöst werden. Gefahr eines Suchtverhaltens? Fehlanzeige. Die Erfahrung zeigt, dass die Kinder nur ein einziges Mal alle Karten am Wochenanfang aufbrauchen. Danach verteilen sie die Karten lieber über die gesamte Woche und lösen sie nur für etwas ein, das sie wirklich interessiert. Da dies in der Kita so erfolgreich ist, haben mittlerweile sogar einige Eltern Zuhause Computerkarten eingeführt.
Computerkarten für die aktive und passive Nutzung. © Euregionales Medienzentrum Aachen
Unser Tipp
Bieten Sie doch auch einmal Ihren Kindern Computerkarten an – ob in der Kita oder Zuhause.
Darüber hinaus gibt der Internet Guide für Eltern von fsm, fragFINN.de und dem Deutschen Kinderhilfswerk Tipps zur Medienerziehung in der Familie.
Ansprechpartnerin
Euregionales Medienzentrum Aachen
Anna Metzger
Medienpädagogin
Stellvertretende fachliche Leitung
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