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„Hast du mir auf den Kopf gemacht?“

Kommunikation ohne Kommunikationspartner funktioniert nicht. Wie können sich aber Kinder mitteilen, die entweder ihr Gegenüber nicht verstehen oder von der Umwelt nicht verstanden werden? Anja Nüßler ist seit 2012 Logopädin in der Kita Löwenburg in Baesweiler und gibt solchen Kindern eine Stimme – dank unterstützter Kommunikation.

„Zur unterstützten Kommunikation gehört alles, was den Kindern hilft, sich mitzuteilen“, erläutert die Logopädin: „Dies kann über lautunterstützte Gebärden genauso wie über Hilfsmittel wie etwa Big Points, Talker, Symbolbilder durch TEACCH-Karten, oder anderen Produkten laufen.“

Letztes Jahr betreute Nüßler zum Beispiel ein Mädchen, das zwar nicht sprechen konnte, kognitiv und motorisch aber fit war. Dies ermöglichte der Kita-Mitarbeiterin den Einsatz von Big Points für das gemeinsame Lesen des Buches „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“. Nüßler las immer erst dann weiter, wenn das Mädchen den Big Point betätigt hatte und der wiederkehrende Satz in der Stimme des Geschwisterkindes erklang: „Hast du mir auf den Kopf gemacht?“ Damit fand nicht nur eine kommunikative Interaktion zwischen den beiden statt, sondern das Kind bekam hierdurch auch ein großes Mitspracherecht, in welchem Tempo das Buch gelesen werden sollte.

Big Points, Talker und TEACCH-Karten
Nüßler hat zwar einen extra Raum, wo sie die verschreibungspflichtigen Einzeltherapien durchführt. Doch idealerweise bleiben die Mädchen und Jungen in ihren Gruppen. Hierfür berät sie auch ihre Kolleginnen und Kollegen. „Die Kinder sind durch den Austausch mit den Gleichaltrigen einfach viel motivierter, die Übungen zu machen“, so Nüßler. Wenn die Big Points beispielsweise mit Tiermotiven bestückt und mit den dazugehörigen Tiergeräuschen bespielt sind, ist jedes Kind ganz gleich seiner Fähigkeiten und besonderen Bedarfen bemüht, als Erstes auf den richtigen Big Point zu hauen.

© Euregionales Medienzentrum

Etwas versierter als die Big Points, aber auch anspruchsvoller für die Feinmotorik und kognitiven Fähigkeiten, ist der Talker. Dies ist eine elektronische Kommunikationshilfe basierend auf Symbol- und/oder Schrifteingabe. Entsprechend der individuellen Fähigkeiten des Kindes kann die Komplexität der Kommunikationshilfe damit variieren. So gibt es Geräte mit wenigen Symbolen, die durch Tastendruck den Austausch zu einem festgelegten Thema wie etwa Essen, Spielen, etc. ermöglichen. Andere Geräte stellen wiederum ganze Themenfelder bereit und lassen durch die Kombination diverser Symbole sogar eine Kommunikation auf Satzebene zu.

Eine Kommunikationshilfe wie der Talker ist jedoch verschreibungspflichtig und gehört dem Kind. „Dieses Gerät weckt natürlich auch Interesse und Neugierde bei den anderen Kindern. Gleichzeitig nehmen sie aber diese Art der Kommunikation mit dem jeweiligen Kind als vollkommen normal wahr“, erzählt Nüßler. Ideal sei, wenn die Eltern diese Kommunikationshilfen auch zu Hause integrieren würden. Hierfür bietet sie den Erziehungsberechtigten regelmäßige Austauschtreffen an, um über die Technik, deren Erfahrung und gegebenenfalls erweiterte Themenangebote zu diskutieren.

Des Weiteren setzt Nüßler auch gerne situativ TEACCH-Karten ein. Das Programm hierzu ist speziell für Kinder mit Autismus entwickelt worden, doch etwas angepasst sind die Symbolkarten vielfältig einsetzbar. Tagesabläufe können damit beispielsweise sehr gut strukturiert werden. Wenn das abgebildete Symbol erledigt wurde, dürfen die Heranwachsenden die Karten von der Klettoberfläche entfernen, oder kombiniert mit den Big Points auf den richtigen Knopf drücken.

Tipps für die Praxis
Bei jedem oben vorgestellten Hilfsmittel ist wichtig, dass dieses sinnvoll von allen das Kind umgebenden Instanzen sowie über einen längeren Zeitraum eingesetzt wird. Auch muss jedes Kind gewisse motorische Fähigkeiten und ein Maß an kognitiven Fähigkeiten mitbringen. Andernfalls sind alternative Therapien gefragt.

Egal ob Logopädin oder Erzieher empfiehlt Nüßler, sich einfach zu trauen, Kinder mit Unterstützungsbedarf im Bereich der Kommunikation mit Hilfe technischer Hilfsmittel zu fördern. Hierzu gebe es auch viele Fortbildungen, in denen man sich über das vielfältige Angebot informieren kann, um letztlich die richtige Kommunikationshilfe für das entsprechende Kind zu finden.

Ansprechpartnerin
Euregionales Medienzentrum Aachen
Anna Metzger
Medienpädagogin
Stellvertretende fachliche Leitung
Talstraße 2 (DEPOT)
D-52068 Aachen
Tel.: +49 (0)241/5102211
anna.metzger@mail.aachen.de