Tipps und Hintergrundinformationen rund zum Thema „Gehetzt im Netz“
In Anbetracht der derzeit hohen Relevanz, Jugendliche vor Cybermobbing zu schützen und Betroffenen Hilfe zu geben, lud das Euregionale Medienzentrum noch kurz vor den Weihnachtsferien Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen, Schulpsycholog*innen sowie Fachkräfte aus außerschulischen Einrichtungen aus der gesamten Städteregion zum Webinar „Gehetzt im Netz“ ein. In dieser 1,5-stündigen digitalen Veranstaltung zeigte die Referentin und Medienwissenschaftlerin Eva-Lotte Heine eindrucksvoll die Mechanismen von Cybermobbing, stellte neueste Studien zu diesem Thema vor und gab den Teilnehmenden konkrete Handlungstipps. Die sehr hohe Teilnehmerzahl bestätigte die hohe Nachfrage nach Unterstützung der Fachkräfte auf diesem Gebiet. Demnach plant das Medienzentrum zeitnah, das Webinar von Frau Heine nochmals anzubieten.
Herausforderungen von Cybermobbing
Cybermobbing hatte bereits vor der Corona-Pandemie Lehrer, Sozialarbeiter und Co vor große Herausforderungen gestellt, wie sie junge Opfer unterstützen können. Während früher Beleidigungen, Demütigungen oder Erpressungen meist auch für die Erwachsenen sichtbar waren und für die Betroffenen in einem geografisch und zeitlich abgegrenzten Ort stattfanden, sind diese heutzutage über die digitalen Medien ständig und überall präsent. Zudem haben potenzielle Ansprechpersonen oft keine Chance, davon überhaupt etwas mitzubekommen, da sie unter anderem in den betreffenden sozialen Gruppen nicht anwesend sind.
Durch die Verlagerung des Lebens ins Digitale als Folge der derzeitigen Pandemie hat Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen sogar noch weiter an Fahrt aufgenommen. Laut der aktuellen Studie „Cyberlife III“ des Bündnisses gegen Cybermobbing haben im Jahr 2020 fast 18 Prozent der Schülerinnen und Schüler Mobbing in irgendeiner Form über digitale Medien erlebt. Prävention und Intervention von Cybermobbing können in den entsprechenden Bildungseinrichtungen durch die häufigen Schließungen kaum oder nur eingeschränkt stattfinden.
Merkmale von Cybermobbing
Nicht jede Gewalt ist Mobbing, aber Mobbing ist immer Gewalt. Und es kann wirklich jede*n treffen! Anders als eine Cyber-Attacke, bei der es sich nur um einen bilateralen Angriff handelt, sind bei Cyber-Mobbing mehrere Personen aktiv wie passiv involviert.
Weitere Merkmale von Cybermobbing sind:
- eine schnelle und unüberschaubare Verbreitung.
- Täter*innen können anonym sein.
- Es liegt eine niedrige Hemmschwelle vor.
- Die Tat findet Orts- und Zeitunabhängig statt. Damit gibt es für die Betroffenen auch keinen Schutzraum und keine „Auszeit“.
- Die Daten sind dauerhaft gespeichert.
- Es eskaliert schnell und hoch.
Konkrete Tipps
Frau Heine machte deutlich, dass der Schwerpunkt ihres Webinars auf der Prävention liege. Demnach gehe es vielmehr darum, die Heranwachsenden schon früh für das Thema zu sensibilisieren und somit im Idealfall die Entwicklung zum Täter zu verhindern und gleichzeitig bei eintretendem Mobbing sofort Hilfe zu suchen, wie etwa die Klassenlehrer, der Schulpsychologe oder die Betreuerin in einem Jugendzentrum. Denn es sei ein Trugschluss zu glauben, dass man diese Konflikte digital alleine lösen kann. Meist bedarf es die Intervention von außen.
Sollten Sie Cybermobbing mitbekommen bzw. wird Ihnen davon berichtet, empfiehlt Die Medienwissenschaftlerin Folgendes:
- Eingreifen, reagieren, Präsenz und Haltung zeigen.
- Vorfälle nicht bagatellisieren, hinschauen.
- Die Betroffenen schützen und unterstützen.
- Informationen sammeln, einordnen, dokumentieren.
- Widersprüche klären..
- Maßnahmen mit Leitung / Kolleg*innen / Eltern abstimmen.
- ggf. rechtliche Maßnahmen einleiten.
- Sich Unterstützung bei Kolleginnen und Kollegen, der Polizei (Bereich Opferschutz/Prävention), in Beratungsstellen aus der Region etc. holen.
Weitere Informationen und Materialien
- In einem extra für dieses Thema angelegten Padlet stellt Frau Heine u.a. aktuelle Studien, Kampagnen, Literatur und Praxisideen vor: https://padlet.com/eloheine/cybermobbing
- Im Notfallordner für Schulen finden Sie u.a. auf Seite 177ff Informationen zu „(Cyber)Mobbing/Bullying“: www.notfallordner.nrw.de
- Weitere Informationen und Anlaufstellen in Stadt und Städteregion Aachen hat Ihnen das Medienzentrum unter der Rubrik „Jugendmedienschutz“ zusammengestellt: http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/bildung/medienzentrum/wegweiser_medien/jugendmedienschutz/index.html
- Auch bietet die kostenlose Onlinemediathek Onlinepakete zum Thema Cybermobbing und Co für verschiedene Jahrgangsstufen an: http://www.edmond-nrw.de/