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Das Euregionale Medienzentrum zu Besuch auf der Herbstfortbildung der Suchthilfe Aachen

© Francesco Ungaro

Am 16. November hatte die Suchthilfe Aachen wieder zur Herbstfortbildung zu dem Thema „Exzessive Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen“ eingeladen. Da dieses Thema von höchster Aktualität ist, war es uns wichtig, an dieser Veranstaltung teilzunehmen – besonders, da mit Christian Schaack, stellvertretender Teamleitung der Suchtprävention Rheinland-Pfalz, und Markies Wiemker, Professor für Game Design an der Hochschule Fresenius in Köln, zwei erfahrene und versierte Referenten eingeladen waren. Dass hier zwei scheinbar gegensätzliche Positionen vertreten waren, stellte sich als wahrer Mehrwert dar. Das möchten wir Ihnen gerne im Folgenden erläutern.

Christian Schaack hatte zu Beginn seines Vortrages betont, dass Medienabhängigkeit in letzter Zeit in den Fokus seiner Arbeit gerückt ist, so gab es bereits einige Anfragen aus dem Schulbereich, neu sind Anfragen von KiTas. Er verwies auf die Pandemie und die gestiegene Nutzung von digitalen Endgeräten, jährlich wird dazu eine Statistik unter Kindern und Jugendlichen erhoben, die sogenannte JIM-Studie. Diese ist frei verfügbar im Netz und kann hier abgerufen werden. Auffällig ist, wie viele Kinder bereits ein Handy besitzen und wie groß der Anteil der Mediennutzung im Bereich des Gaming ist. Trotzdem, so hält Christian Schaack fest, werden diese Geräte zu einem sehr hohen Anteil funktionell benutzt.

Eine Medienabhängigkeit in Form einer sogenannten Spielsucht ist mittlerweile wissenschaftlich definiert worden. Sie können die Beschreibung hier nachlesen [Text auf Englisch]. Ein wichtiges, diagnostisches Kriterium dafür ist, dass eine Mediensucht über einen längeren Zeitraum auftritt, kurzzeitiges Suchtverhalten fällt also nicht darunter.

Aus der Praxis weiß Christian Schaack zu berichten, dass besonders die 15-jährigen Jugendlichen von Spielsucht betroffen sind und erklärt es durch einen Druck der Gleichgesinnten, auch „Peers“ genannt. Hier greifen die in der Sucht bekannten Prinzipien, allen voran der „Kreislauf des Suchtgedächtnisses“.

Eine sinnvolle Ergänzung dazu war der Vortrag von Markus Wiemker, der fachkundlich erklärte, wie Spiele heutzutage designt werden. Er betonte das Motto im Spieldesign „addicted by design“, also „süchtig durch Design“. Spiele besitzen einen sogenannten „Flow“, der die Spielenden geschickt zwischen Belohnung und Herausforderung motiviert hält. Spiele sind demnach so angelegt, dass wir immer neue Ziele erreichen, aber auch vor immer neue Herausforderungen gestellt werden. Das ist ein Prinzip, dass es woanders nur selten zu finden gibt. Ein Spiel eröffnet Kindern und Jugendlichen (und Erwachsenen ebenso) viele Möglichkeiten, die sie im Alltag nicht finden und ist facettierter als man zuerst meinen mag. So unterscheiden sich auch die Spielertypen: manche knobeln lieber, andere rätseln, andere wollen die Ersten und Besten sein und suchen den Wettkampf. Dass Spiele auch süchtig machen können, zeigt sich auch unter Erwachsenen viel, wenn man allein an Candy Crush oder Farmville denkt.

Es bieten sich Parallelen zum Gesellschaftsspiel an, denn auch hier werden wir in abstrakten Systemen vor spezielle Herausforderungen gestellt. Es gibt eine begrenzte Auswahl an Dingen, die man machen kann, und üblicherweise gewinnen die mit den meisten Punkten. Zuletzt ist die soziale Komponente das, was den Reiz von Spielen ganz besonders macht – ganz gleich, ob Sie am Tisch oder am PC spielen.

Was wir für unsere Arbeit festhalten wollen, ist klar: Spiele sind und können viel mehr als man zuerst meint. Es lohnt sich also sehr, mal mehr über das zu erfahren, womit sich unsere Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit befassen. So lernt man, zu verstehen, warum so viel gespielt wird und was es den Spielenden bedeutet. Christian Schaack hatte daher auch besonders betont: die beste Prävention ist es, darüber zu sprechen.

Wenn Sie mehr über Spiele und deren Reiz erfahren möchten, empfehlen wir den kurzen Beitrag einer arte-Sendung zum Thema Spiele.

Ansprechpartner
David Falke
Euregionales Medienzentrum
Talstraße 2 (DEPOT)
52068 Aachen Tel.: 0241 5102-208
david.falke@mail.aachen.de
www.medienzentrum-aachen.de