Medienberatung von neuzugewanderten Familien in Eschweiler-West
„Ich bin stolz, wenn ich anderen Familien aus meinem Kulturkreis wichtige Informationen für die Kindererziehung in Deutschland geben kann“, so die gebürtige Syrerin und selbst Mutter zweier Kinder. Seit April 2019 Jahren ist Ahlam eine von aktuell insgesamt 15 Ehrenämtern, die für das Quartiersmanagement Eschweiler-West (Projekt „Gut in Schuss“) anderen neuzugewanderten Familien Tipps zum Thema Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen gibt. Hierzu zählt neben der Aufklärung über Vorsorgeuntersuchungen und das Gesundheitssystem u.a. auch das Kennenlernen von weiteren Unterstützungsangeboten oder nahegelegenen Sportvereinen. Ehrenämter Imad erklärt, dass Familien wie die seine und die von Ahlam zum Beispiel solche Sportangebote nicht aus ihren Heimatländern kennen und daher ohne Informationen solche auch nicht in Anspruch nehmen.
Elternberatung zum Thema Medien über Hausbesuche
Raphael Kamp, Quartiersmanager Eschweiler-West, möchte das Thema Gesundheit nun inhaltlich weiter ausweiten und auch die Medienerziehung bei Hausbesuchen thematisieren. „Sehr häufig beobachten wir, dass die Kinder bei den Besuchen alleine vor dem laufenden Fernseher geparkt werden“, sagt Kamp. Folgen wie eine unreflektierte und gesundheitskritische Mediennutzung der Kinder sind bereits jetzt schon zu beobachten. Aggressives Verhalten ist nur eine von vielen Ausdrucksformen dessen.
Kamp möchte daher gerne gemeinsam mit seinen Ehrenämtern ein Konzept zur Vermittlung einfacher Sachverhalte in punkto Medienerziehung erarbeiten und dabei die interkulturelle Erfahrung seines Teams mit einbauen. Um alle auch fachlich für das neue Themengebiet fit zu machen, gab Anna Metzger vom Euregionalen Medienzentrum am 13. Februar 2020 in den Räumlichkeiten des Quartiersmanagement Eschweiler eine medienpädagogische Schulung. Praktikant Andrej Fischer fand den Vormittag sehr erfrischend und kann sich gut vorstellen, die Hausbesuche thematisch ähnlich wie die Schulung aufzuziehen.
Mediennutzung internationaler Ehrenämter in Eschweiler
Anfangs drehte es sich in der Schulung erst einmal um die eigene Mediennutzung. „ Das Bewusstsein, wie man selber Medien nutzt und dieses auch kritisch reflektieren zu können ist für den Austausch mit Eltern ganz wichtig“, findet Frau Metzger. Erst dann könne man auf Augenhöhe und ohne erhobenen Finger mit anderen über das Thema offen und konstruktiv sprechen.
In der Schulung kam dabei heraus, dass alle Ehrenämter unterschiedliche Medien nutzen und hierfür auch ihre Gründe haben. Für Ahlam und Imad ist zum Beispiel das Handy das wichtigste Medium. Dieses brauchen sie insbesondere für Übersetzungen, Navigation, um mit Freunden und Familien in Kontakt zu bleiben, aber auch, um Fotos zu machen und Filme anzuschauen. Daher sehen sie persönlich für ihren Alltag keine Verwendung für eine Digitalkamera oder ein Tablet. Die Mitarbeiter der Quartiersarbeit können wiederum nicht auf Laptop und Computer verzichten – insbesondere auf ihrer Arbeit.
Kinder begleiten und auf Medienerlebnisse eingehen
Eltern dafür zu sensibilisieren, Kinder mit den Medienerlebnissen nicht allein zu lassen, sehen die Akteure als eine zentrale Aufgabe ihrer Beratungsgespräche. Dabei ist ihnen wichtig, Medien nicht zu verteufeln. Denn Medien sind wichtig und nicht mehr aus der Alltagswelt wegzudenken. Doch Ahlam macht anhand von Youtube auch deutlich, wie nah manchmal Chancen und Risiken beieinander liegen. Selbst schaut sie oft Videos an, um sich neue Sachen beizubringen. „Aber es gibt auch Furchtbares wie diese Momopuppe. Die macht auch mir Angst“, gesteht die Syrerin. Als ihre Töchter eines Tages in der Dunkelheit Angstzustände bekamen und von Momo sprachen, schauten sich Ahlam und ihr Mann das Video an. Dank der Gespräche mit den Eltern konnten die Kinder ihre Ängste mittlerweile bezwingen. Solche Erfahrungen möchte die Ehrenämterin gerne mit anderen Eltern teilen und diese für eine wachsamere und trotz alldem positiv motivierte Medienerziehung inspirieren.
Nützliche Links und Downloads
Oft werden Themen nach Beratungsgesprächen ernster genommen, wenn die Familien Info-Flyer zum Nachlesen erhalten. Tipps für Eltern im Umgang mit Medien stellt der AJS sogar in mehreren Sprachen zur Verfügung: https://ajs.nrw/materialbestellung/
Das Projekt „Gut in Schuss – Gesundheitsförderung von Kindern im Quartier Eschweiler-West“ liegt in der Trägerschaft der Stadt Eschweiler und wird in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Land e.V. und mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds durchgeführt
Ansprechpartnerin
Euregionales Medienzentrum Aachen
Anna Metzger
Medienpädagogin
Stellvertretende fachliche Leitung
Talstraße 2 (DEPOT)
D-52068 Aachen
Tel.: +49 (0)241/5102211
anna.metzger@mail.aachen.de