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Einklang von Wild und Wald



 

In den Aachener Wäldern leben unter anderem Rot-, Reh- und Schwarzwild (Wildschweine). Früher regulierte sich der Bestand von Wildarten durch Raubtiere wie Bär, Wolf, Luchs, Wildkatze und durch den Menschen. Harte und kalte Winter sowie Seuchen und Parasiten taten ihr übriges.

Die Lebensbedingungen haben sich seither grundlegend geändert. Die genannten Raubtierarten wurden weitestgehend ausgerottet. Wobei einige aktuell langsam wieder zurückkehren, wie Wildkatze (auch im Stadtwald) und Wolf (im weiteren Umkreis). Die Winter werden im Zuge der Klimaerwärmung zunehmend schnee- und frostfrei bleiben und und Ausbreitung von Wildseuchen reduziert der Mensch bei manchen Seuche durch gezielte Impfmaßnahmen. Die natürlichen Faktoren für die Sterblichkeit von Waldtieren (zum Beispiel körperliche Verfassung der einzelnen Individuen, klimatische Einflüsse, natürliche Feinde, Nahrungskonkurrenz) sind weitgehend ausgeschaltet. Nur noch der Mensch ist als Regulator übrig geblieben.

  

Wozu überhaupt jagen?

Folgen wir den Beispielen zur Populationsdynamik zweier Wildarten so liegt die Antwort auf der Hand: Ausgehend von einem Rehwildbestand mit 100 Tieren im Geschlechterverhältnis 1:1 wächst die Population rein rechnerisch im Laufe von zehn Jahren auf 5.736 Tiere an. Bei Wildschweinen ist die Entwicklung noch sehr viel rasanter: Nach nur fünf Jahren steigt der Bestand von 100 auf 24.300 Tiere.

Sowohl für den Wald als auch für das Wild ist es wichtig, dass das Nahrungs- und Deckungsangebot und die Wilddichte in Einklang stehen. Eine zu hohe Wildpopulation hat für das Wild zur Folge, dass territorial lebende Tiere durch den ständigen Verdrängungswettbewerb einem hohen Stress unterliegen und auch vermehrt im Straßenverkehr überfahren werden. Knappes Nahrungsangebot führt zu „kümmerndem“ Wild; diese Tiere haben zu wenig Fettreserven aufgebaut und können bei einem harten Winter verenden. Auch die Übertragungsrate von Wildkrankheiten steigt mit der Wilddichte an.


Ein von Rotwild angeknabberter Baum im Aachener Wald © Stadt Aachen/Ulrike Völkel

Nicht nur das Wild, auch der Wald leidet unter zu hohen Wildbeständen. Unser Ziel ist es, den Wald naturgemäß zu bewirtschaften, das heißt, wir fördern die heimischen Baumarten und setzen auf deren natürliche Verjüngung. Vor allem Rehe sind Feinschmecker. Auf ihrem Speiseplan stehen genau die Knospen und Triebe ganz oben, die die Stadt zum Aufbau von Mischwäldern dringend benötigt: Eiche und Buche. Darüber hinaus ist an manchen Orten – insbesondere vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels - ein aktiver Baumartenwechsel nötig und scheitert, wenn die Wilddichten nicht an das natürliche Nahrungsangebot angepasst sind.

Auch Rotwild kann dem Wald empfindliche Schäden zufügen. Das frühere Rotwild war tagsüber aktiv und lebte in den Waldsteppen. Durch die starke Besiedlung und weil es in den Wäldern immer unruhiger wurde, zogen sich die Tiere in die geschlossenen Waldflächen zurück. Weil dort keine oder deutlich weniger Gräsern und Kräuter wachsen, schält das Rotwild tagsüber die Rinde von den Bäumen. Das verursacht erhebliche und nachhaltige Schäden an den Bäumen.

Sollten die eingeleiteten Umstrukturierungsmaßnahmen einmal flächig greifen, so profitiert langfristig auch das Wild von der Biotopverbesserung.


Eine von Wildschweinen umgegrabene Wiesenfläche am Rande des Aachener Walds © Stadt Aachen/Ulrike Völkel

Beim Wildschwein entstehen die Schäden weniger im Wald als auf den angrenzenden Wiesen und Feldern. Auf der Suche nach begehrten Feldfrüchten und tierischem Eiweiß (Würmern, Maden, etc.) kann eine Wildschweinrotte in einer einzigen Nacht große Schäden verursachen.