Der Klimawandel zeigt durch die steigenden Jahresmitteltemperaturen und die Zunahme der Anzahl der Hitzetage sowie die deutliche Erhöhung des Risikos von Starkregenereignissen wahrnehmbare Auswirkungen. Direkte Ursache für lokale Hitzeinseln sind z.B. dichte Bebauung, hohes Verkehrsaufkommen und ein sehr hoher Versiegelungsgrad, der insbesondere in den Sommermonaten zu hohen Temperaturen im Aachener Talkessel führt.
Am 26.08.2020 hat der Rat der Stadt Aachen das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKSK) und die darin enthaltene Klimaschutzstrategie für 2030 beschlossen. Unter anderem sollen mit der Umsetzung der Maßnahme (Nr. 6.8) „Förderprogramm und Kampagne Grün in der Stadt“ stadtklimatische Defizite verringert werden. Hierbei stellen Dach- und Fassadenbegrünungen für die Anpassung an die Folgen und Auswirkungen des Klimawandels eine wichtige Maßnahme dar.
Mit begrünten Fassaden und auch Dächern sind vielfältige Funktionen und Wirkungen verbunden, die sich positiv auf das Stadtklima und damit auf das Wohlbefinden auswirken. Neben städtebaulichen, ästhetischen Funktionen sind vor allem die bauphysikalischen, bioklimatischen und ökologischen Funktionen von besonderer Bedeutung.
Hierbei sollen vorrangig folgende Ziele erreicht werden:
- Reduzierung der Hitzebelastung und der Erhöhung der Kühlleistung an heißen Sommertagen und Verbesserung der Aufenthaltsqualität
- Kühlung der Gebäude bei Hitze und Erhöhung der Dämmung im Winter
- Verbesserung der Luftqualität durch die Bindung von Staub und Schadstoffen Schaffung neuer Lebensräume für Flora und Fauna (urbane Trittsteinbiotope)
- Entlastung der kommunalen Entwässerungseinrichtungen durch Regenwasserrückhaltung
- Attraktivitätssteigerung des Wohnumfelds, Wertsteigerung der Immobilie und Aufwertung des Stadtbildes
Am 12.07.2017 wurde die städtische Grün- und Gestaltungssatzung durch den Rat der Stadt Aachen beschlossen. Sie ist bei allen Bauvorhaben und Neuerrichtungen anzuwenden.
Als Ergänzung soll nun ein städtisches Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung etabliert werden. Es richtet sich an Grund- und Gebäudeeigentümerinnen von privat und gewerblich genutzten Immobilien im Bestand.
Toitures végétalisées
Grüne Dächer speichern Regenwasser - bis zu 80 Prozent - und verdunsten es langsam wieder. Das entlastet die Kläranlagen und sorgt für ein ausgeglicheneres Stadtklima. Sie produzieren Sauerstoff, filtern verschmutzte Luft, absorbieren Strahlung. Sie wirken temperaturausgleichend als Wärmedämmung, dämpfen Lärm und schützen das Dach vor Witterungseinflüssen und minimieren mechanischem Verschleiß. Sie lohnen sich finanziell für Einfamilienhäuser aber auch für Industrie- und Verwaltungsgebäude und Großhallen. Leistungen von Klimaanlagen können nämlich erheblich gedrosselt werden.
Eignung des Daches
Die Eignung eines Daches für eine Dachbegründung wird insbesondere durch die Faktoren Dachneigung und Statik limitiert.
Flachdächer bieten ideale Voraussetzungen für eine Dachbegrünung. Bei Dächern mit einer Neigung von maximal 10 ° hat der Eigentümer die freie Wahl zwischen einer intensiven und extensiven Begrünung. Je größer die Neigung eines Daches desto aufwändiger wird die Konstruktion, da Maßnahmen zur Schubsicherung einzuplanen sind. Je nach Aufbaudicke und gewählter Vegetation können bei einer extensiven Dachbegrünung im wassergesättigten Zustand Gewichte von bis zu 170 kg/m² bei intensive Dachbegrünung liegt die statische Belastung zwischen 200 und 500 kg/m².
Im Regelfall erreichen extensive Gründächer Aufbauhöhen von 8 bis 15 cm, extensiven Dächern zw. 15 und 80 cm
In jedem Fall gilt es zu prüfen, inwieweit das gewünschte Dach in der Lage ist das Gewicht der Begrünung zu tragen. Für die notwendige statische Beurteilung ziehen Sie am besten Profi zur Hilfe.
Richtlinien und Normen
Sofern Sie die Arbeiten von einer Fachfirma durchführen lassen, übernimmt diese auch alle Rechts- und Sicherheitsfragen. Wenn Sie das Gründach selbst anlegen möchten, achten Sie darauf, dass Ihre Begrünung nicht zum Sicherheitsrisiko wird. Informationen über das korrekte Anlegen einer Dachbegrünung finden sich in der FLL Dachbegrünungs-richtlinie sowie den dort genannten DIN-Normen.
Végétalisation
Extensive Dachbegrünung
Es finden robuste und niedrig wachsende, mehrjährige und winterharte Pflanzen Verwendung, die an die extremen Bedingungen angepasst sind und ohne großen Pflegeaufwand eine geschlossene Vegetationsdecke bilden. Sie haben einen Schichtaufbau von 8-15 cm, werden nicht aktiv genutzt, nicht gewässert und nur im Rahmen von Pflegearbeiten begangen. Mit Einbau einer Schubsicherung ist eine Begrünung auf geneigten Dächern bis max. 45 ° möglich.Intensive Dachbegrünung
Unter Verwendung von mehrjährigen Stauden (jeder Größe), Gehölzen sowie klein bis mittelhohe Bäume wird ein „Dachgarten“ geschaffen, höhere Ansprüche an Wasser- und Nährstoffversorgung, Aufbaudicken von 25 cm bis 1 m und Lasten bis 1.200 KG/m³ sowie ein komplexer Aufbau sind hier kennzeichnend. Die Dachneigung beträgt max. 5 °, es muss eine Bewässerung möglich sein und Pflegeaufwand wie bei einem Garten.
Végétalisation des façades
Begrünte Fassaden tragen durch Wärmedämmung und -speicherung sowie durch Vermehrung des natürlichen Artenreichtums (Vögel und Insekten) zur ökologischen und ästhetischen Aufwertung des Stadtbildes bei. Zahlreiche Vogel- wie auch Insektenarten finden hier einen Wohn-, Brut- und Nahrungsbiotop.
Temperaturschwankungen grüner Fassaden sind geringer (im Sommer Erwärmung auf höchstens 30 Grad, im Winter geringere Abkühlung). Die Blätter im Sommer und Ranken im Winter bilden ein dämmendes Luftpolster und so wird der Wärmeverlust nach innen und außen verringert. Somit ergeben sich auch ökonomische Vorteile.
Bedenken, dass die Fassade von „einwurzelnden“ Kletterpflanzen geschädigt werden sind unbegründet, da die Pflanzen (Selbstklimmer) nicht „in“ den Mauern wachsen, sondern sich mit Saugnäpfen, Haftscheiben, Klimmharen oder Haftwurzeln auf der Fassade oberflächlich „festhalten“.
Begrünt werden kann grundsätzlich jedes Gebäude (Denkmalschutzauflagen sind zu beachten) und mit Begrünen kann auch bei noch nicht ausgetrockneten Gebäuden begonnen werden, da sich bedingt durch das langsame Wachsen der Pflanzen Erfolge oft erst in drei bis vier Jahren zeigen.
Pflanzenauswahl
Man unterscheidet nach Boden und Wandgebundenen Begrünungstechniken sowie aufgrund ihrer Klettercharakteristika zwischen „Selbstklimmern“ und „Rankpflanzen“. Letztere Benötigen eine Kletterhilfe (Spalier oder Seile).
Je nach Wandausrichtung, Lichtangebot und Wasserhaushalt bieten sich verschiedene Arten (auch Wintergrüne) an.
Angst vor Schimmel oder Wandzerstörungen sind unbegründet. Im Gegenteil wird der Mauerfuß durch den fortwährenden Wasserentzug der Wurzeln trocken gehalten.
Jede Fassadenbegrünung bedarf der Pflege, die meist einmal je Jahr (bei Bedarf öfter) in Form von Beischneiden notwendig wird.Konstruktive Entscheidungsparameter
Bodengebundene Begrünung
Es eignen sich Selbstklimmer (Wurzelkletterer oder Haftscheibenranker), sowie Ranker- und Schlingerpflanzen (Spreizklimmer oder spalierbare Gehölze) die Rank- oder Kletterhilfen (Stäbe, Seile, Gitter oder Netze) benötigen. Es eignen sich einschalige massive Wandkonstruktionen aus Stein, Holz oder Metall. Bedingt geeignet sind vorgehängte, hinterlüftete Wärmedämm-Verbundfassaden.
Wandgebundene Begrünung
Hier werden Pflanzgefäße an Tragkonstruktionen (auch geeignet für vorgehängte, hinterlüftete Fassaden und Wärmedämm-Verbundsysteme) und modulare oder flächige Konstruktionen und Systeme unterschieden, die sich für massive Konstruktionen aus Holz, Stein oder Metall eignen. Es werden Stauden, Gräser, Farne, in Gefäßen (Körben/Gabbionen, Matten oder Kassetten) verwendet.
Sonderform Solardach
Auch die Änderung der Bauordnung, wonach bei Neubauten ab 2025 und bei Dachsanierungen bei Altbauten ab 2026 eine PV-Anlage gefordert wird, schließt die Schaffung von Gründächer nicht aus.
Wirtschaftlich wie ökologisch sinnvoll ist die Kombination von Solarthermie oder Photovoltaikmodulen mit einer Dachbegrünung. Mit entsprechenden Aufständerungen ist sicherzustellen, dass eine Beeinträchtigung der Solaranlage mit der Dachbegrünung (Beschattung) und umgekehrt (erhöhter Rahmen auf Abstand zur Vegetation) ausgeschlossen ist.
Die Leistungsverlust von Halbleitern in PV-Modulen werden durch die Dachbegrünung minimiert da die Temperatur auf Gründächern steigt durch Verdunstungseffekte weniger stark.
Zu beachten ist, dass die Kombination eine erhöhte Last für das Dach mit sich bringt.
Im Rahmen der Förderung wird ein Bonus bei Verwendung dieser Sonderform gewährt.
Förderung, Ablauf und Vorgehensweise
Promotion
Der Ausschuss für Klima und Umwelt der Stadt Aachen hat am 14.06.2022 ein Programm zur Förderung von Dach- und Fassadenbegrünung beschlossen. Die Förderung unterstützt private und gewerbliche Antragsteller*innen mit Liegenschaften in Aachen. Auch für Hausgemeinschaften oder Mieter ist es möglich eine Förderung mit Zustimmung ihres Eigentümers*in zu bekommen.
Die Förderhöhe für die einzelnen Bereiche und alle weiteren Rahmenbedingungen sind in der „Richtlinie der Stadt Aachen zur Förderung von Dach- und Fassadenbegrünungen vom 01.07.2022“ nachzulesen.
Antragsverfahren
Bei Problemen mit der Antragstellung über das Serviceportal der Stadt Aachen kontaktieren Sie uns bitte per Mail: umwelt@mail.aachen.de. Wir finden dann eine Alternative, wie Sie Ihren Antrag einreichen können.
Für eingetragene Baudenkmäler ist eine Abstimmung und Erlaubnis der unteren Denkmalbehörde Voraussetzung.Déroulement
Nach Einreichung des vollständigen Antrages und der Bearbeitung erhalten Sie einen Zuwendungsbescheid von der zuständigen Dienststelle der Stadt Aachen und können mit der Maßnahme danach beginnen. Nach Beendigung der Maßnahme zeigen Sie die Fertigstellung an und nach Durchsicht der Belege erhalten Sie die beantragte Förderung (ggfls. mit Abschlägen sollten Teile nicht wie beantragt umgesetzt worden sein) ausgezahlt.
Procédure
Grundsätzlich ist auch Eigenleistung unter bestimmten Bedingungen förderfähig. Bei Anlage von Dachbegrünungen im Altbestand empfiehlt sich eine Beratung zur Abklärung der Statik.
Télécharger
Contact
Fachbereich Klima und Umwelt
Tel.: 0241 432-36222
Mail: gruensatzung@mail.aachen.de oder umwelt@mail.aachen.de