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Januar 2017

  • … ist die Pergamenturkunde, die vor 50 Jahren die Städtepartnerschaft zwischen Aachen und Reims besiegelte
  • Mit dem Deutsch-Französischen Kulturinstitut in Aachen sollen „die geistigen Güter zwischen beiden Nationen leichter zirkulieren“
  • Städtepartnerschaft als Basis der deutsch-französischen Verschwisterung auf möglichst breiter Basis

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Präsentieren die Archivalie des Monats Januar 2017 (v.l.n.r.): Georg Schmidt (Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Aachen-Reims), Dr. René Rohrkamp (Leiter des Aachener Stadtarchivs), Dr. Angelika Ivens (französischer Honorarkonsulin / Geschäftsführerin des Institut Français Aachen) und Dr. Wolf Steinsieck (französischer Honorarkonsul a.D. / stellvertretender Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Aachen-Reims). © Stadt Aachen / Daniela Gerstacker

Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als „Archivalie des Monats“. Die jeweilige Archivalie mit einem kurzen Begleittext wird dann einen Monat lang in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert.

Ausdruck einer europäischen Hoffnung
Als der Reimser Bürgermeister Jean Taittinger und der Aachener Oberbürgermeister Hermann Heusch am 28. Januar 1967, am Tage des Karlsfestes, mit ihren Unterschriften auf einer Pergamenturkunde die Städtepartnerschaft (französisch: Jumelage) zwischen der französischen Krönungsstadt Reims und der deutschen Krönungsstadt Aachen in Kraft treten ließen, war dies der Abschluss einer längeren Entwicklung und Ausdruck einer europäischen Hoffnung. Die Archivalie des Monats ist entsprechend die Ausfertigung dieser Urkunde, die in Aachen geblieben ist. Sie ist hochwertig in Leder eingebunden und zeigt auf dem Titel die Wappen beider Städte. Die Vereinbarung selbst ist auf Pergament geschrieben und trägt die Unterschriften beider Stadtoberhäupter.

„Nicht trennen wollen wir, sondern verbinden“
Ein zentraler Schritt zur deutsch-französischen Annäherung in Aachen erfolgte bereits sechs Jahre nach Kriegsende: Am 30. Mai 1951 eröffnete das Deutsch-Französische Kulturinstitut in Aachen. Der französische Generalkonsul Arnal formulierte in seiner Rede zur Eröffnung die gemeinsamen Ziele: „Es gibt, Gott sei Dank, deren sehr viele, die verstanden haben, dass es nicht mehr angeht, sich von der Außenwelt zu isolieren und sich einem engstirnigen Nationalismus hinzugeben, der schließlich zum Völkerhass und zum Krieg führen kann. Allen diesen Leuten wollen wir nach besten Kräften helfen. Nicht trennen wollen wir, sondern verbinden. Nicht isolieren, sondern Brücken bauen. Unsere Kulturzentren sind diese Brücken, die wir zwischen Deutschland und Frankreich errichten, um die geistigen Güter zwischen unseren beiden Nationen leichter zirkulieren zu lassen.“

In Aachen wurde die Bedeutung der deutsch-französischen Annäherung für den europäischen Frieden in der Folge an den Karlspreisträgern deutlich sichtbar: Im Jahr 1953 erhielt Jean Monnet, Präsident der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, den Karlspreis. Im Jahr darauf wurde diese Ehre Bundeskanzler Konrad Adenauer für sein Vorantreiben der europäischen Annäherung zuteil. Und 1958 erhielt mit Robert Schuman ein weiterer Franzose den Karlspreis: Gemeinsam mit Monnet galt er als Gründungsvater und Motor der europäischen Einigung.

Zusammenarbeit für ein vereintes und friedliches Europa
Als Meilenstein dieser auf verschiedenen Ebenen vorangetriebenen und bis heute gültigen Entwicklung wurde am 22. Januar 1963 der so genannte Elysée-Vertrag geschlossen. Der vom französischen Präsidenten Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichnete Vertrag verlieh dem Wunsch nach einer stabilen deutsch-französischen Freundschaft 18 Jahre nach Kriegsende Ausdruck. Hintergrund des Abkommens war die beidseitige Erkenntnis, dass nur durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland ein vereintes und damit friedliches Europa zu erreichen sei.

Der Elysée-Vertrag ist das Fundament für die regelmäßigen Konsultationen beider Staaten, ihre Absprachen in Fragen der Außen-, Europa und Verteidigungspolitik sowie für die Einrichtung des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Im Geiste des Vertrages nahmen in der Folge aber auch die deutsch-französischen Städtepartnerschaften zu: Es existieren heute 2.200 solcher Partnerschaften. Auch die Städtepartnerschaft von Reims und Aachen ist in dieser Reihe zu sehen.

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Pergamenturkunde. © Stadtarchiv Aachen

Von Mensch zu Mensch Freundschaften schließen
Oberbürgermeister Hermann Heusch sprach 1967 anlässlich der Feierlichkeiten zur Städtepartnerschaft im Krönungssaal seine Hoffnungen, die mit dem Ereignis verbunden waren, klar aus: „Was wir wollen, ist, dass aus dieser großen Zahl [der Reimser und Aachener Bürger] möglichst viele sich kennen und schätzen lernen, Freundschaften schließen von Mensch zu Mensch, von Familie zu Familie, dass ein Austausch von Erfahrungen auf allen Gebieten, wo dies nützlich sein kann, angebahnt wird, kurz gesagt, dass diese Verschwisterung auf eine möglichst breite Basis gestellt wird.“

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Die Pergamenturkunde, die vor 50 Jahren die Städtepartnerschaft zwischen Aachen und Reims besiegelte. © Stadt Aachen / Daniela Gerstacker