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Im Zeichen der Frühindustrialisierung

Die Anfänge dieser Mechanisierung in Aachen, einer engen Verzahnung vor allem von Textilherstellung und Dampfmaschine reichen noch in die Franzosenzeit der Stadt zurück, werden aber jetzt kontinuierlich weiterentwickelt. Walkmühlen, Spinn­ und Schermaschinen werden von nun an mit Dampfkraft betrieben. 1834 waren es 78, 1849 mehr als 200 und 1859 schließlich gab es über 200 Dampfmaschinen, die man im Bezirk Aachen zahlte. Fur diese technologische Entwicklung zeichnen nicht zuletzt William Cockerill und seine Söhne verantwortlich, die die einschlägigen technischen Innovationen von England uber den wallonischen Lütticher Raum nach Preußen brachten und Aachen zu einem wichtigen Ort des damaligen Technologietransfers machten.

Auf diese Weise war bereits 1818/19 in Eschweiler die Maschinenfabrik Englerth, Reuleaux und Dobbs gegründet worden. Unter der Leitung des letzteren wurde wenige Jahre später die Lendersdorfer Hütte bei Düren aufgebaut, in der ein Eberhard Hoesch als einer der ersten in Deutschland das englische Verfahren der Stahlherstellung einsetzte. In Aachen schuf der genannte Samuel Dobbs 1832 zusammen mit dem Tuchfabrikanten Carl Franz Nellessen eine Maschinenfabrik, die für die Rheinische Eisenbahngesellschaft die erste in Preußen gebaute Lokomotive lieferte. Zu diesen wichtigen Zeugnissen der Aachener Frühindustrialisierung gehören auch die erste Dampfkesselfabrik Deutschlands, die 1833 der aus dem belgischen Jupille stammende Jacques Piedboeuf in Aachen errichtete, oder das Walz­ und Hammerwerk in Aachen Rothe Erde, das dieser Piedboeuf 1845 zusammen mit Hubert Jakob Talbot auf den Weg brachte.

Bereits einige Jahre vorher hatte Talbot 1838 in Zusammenarbeit mit dem aus Brüssel kommenden Postkutschenfabrikanten Pierre Pauwels eine Eisenbahnwagen­Bauanstalt geschaffen, die erste deutsche Waggonfabrik, die wie die anderen genannten Industriebetriebe von dem Bau der rheinischen Eisenbahn profitierte, deren Linie Köln­Aachen als Teilstück der Strecke nach Brüssel und Paris bzw. nach Antwerpen und London bereits 1841 eröffnet werden konnte. Dass die Trasse überhaupt über Aachen geführt wurde, ist dem damaligen Präsidenten der Aachener Handelskammer und späteren kurzzeitigen Finanzminister in Preußen, David Hansemann, zu verdanken. Bei dessen weiteren Aachener Aktivitäten wie der Gründung der heute noch bestehenden Feuerversicherung oder der Schaffung entsprechender Einrichtungen der Sozialfürsorge werden auch in Aachen die Schattenseiten jener frühen industriellen Entwicklung in Europa greifbar ­ soziale Defizite, die Hansemann und manche andere Aachener aus christlicher und gesellschaftlicher Verantwortung zu beheben suchten und die da heißen: Kinder­ und Frauenarbeit, finanzielle Not und menschliches Leid, kurz eine Verelendung der Arbeiterschaft.