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Archivale des Monats Januar 2019

Am 28. Januar 1899 fand in Aachen ein Dichterwettbewerb statt, der sich dem Motiv der Wurm annahm.

Anlass hierfür war der damalige Erfolg der Mosellieder; so waren Textzeilen wie „He! Rosel den Mosel“ zum geflügelten Wort geworden. Hiervon herausgefordert fühlte sich der Stammtisch der Aachener Künstler- und Literatenszene in der Brauwirtschaft Beckers („Auf den Treppchen“) im Haus Pontstraße 1. Die mit einem Augenzwinkern ersonnene Idee eines „Preis-Ausschreibens für das beste Lied zu Lob und Preis der Wurm“ war schnell gefunden, wie Carl Janssen, der Bruder von Hein Janssen, unter dem Pseudonym „Chic“ über den Wettbewerb in einer später dazu erschienen Broschüre schrieb.

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Quelle: Stadtarchiv Aachen, Archivbibliothek, Signatur C 4627


Am 21. Dezember 1898 erschien in den Aachener Zeitungen ein entsprechender Aufruf:
„Nach berühmten Mustern hat sich der Stammtisch des Restaurants Beckers, ‚auf den Treppchen‘, Pontstrasse 1, entschlossen, ein Preislied auf Aachens berühmten Fluss, die Wurm, dichten zu lassen, zu Freud und Frommen der Vaterstadt.“

Männlein und Weiblein wurde zur Beteiligung am Wettstreit aufgerufen, die Beiträge mussten bis zum 15. Januar 1899 im Restaurant Beckers im verschlossenen Umschlag abgegeben werden. „Als Preis für die beste volksthümliche Liederdichtung (auch in Aachener Mundart gestattet) zu Ehren des schwärzlichen Wurmgewässers werden 100 Flaschen des feinsten Treppchen-Lagerbieres ausgesetzt.“

95 Beiträge in Hochdeutsch und Öcher Platt gingen ein; den ersten Preis erhielt Josef Starmanns für seine in Hochdeutsch und Öcher Platt verfasste „Wurmballade“ mit dem Motto „Hoch Aachen“. Als bestes Werk befunden wurde allerdings eine Dichtung von Carl Krauss, der allerdings Angehöriger der Jury war, weshalb er mit einem Ehrenpreis bedacht wurde. Im Folgenden werden die beiden letzten Strophen des Werks wiedergegeben:

„Sind auch wenig deine Burgen, nicht so prächtig wie am Rhein,

Ragt doch herrlich in die Lüfte, Frankenburg und Wilhelmstein!

:,: Heil dir, mein Wurmbach! Dir töne mein Lief,

Der ein Jahrtausend die Burgen umzieht. :,:

 

Deine Frauen, deine Mädchen, sind wie nirgendwo so schön,

Und in Treue deine Männer fest zu Reich und Kaiser steh’n.

:,: Ströme, mein Wurmbach! dir töne mein Sang,

Sei von uns Allen dir herzlicher Dank. :,:“

 

Die prämierten Beiträge und sowie eine Auswahl der gelungensten Einsendungen zu diesem Dichterwettbewerb wurden 1899 unter dem Titel „ Wurm-Lieder – Eine Blütenlese aus der Concurrenz Aachener Dichter am 28. Januar 1899“ bei der La Ruelle’schen Accidenzdruckerei von Joseph Deterre veröffentlicht. Das Archival des Monats Januar 2019 ist die von dem Kunstmaler Karl Josef Gollrad gestaltete Titelseite dieser 52-seitigen Broschüre.

Quelle: Stadtarchiv Aachen, Archivbibliothek, Signatur C 4627