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Das Archivale des Monats Dezember 2017

  • …ist das Plakat der ersten Nachkriegsaufführung des Stücks „Das große Aachener Krippenspiel“ von Will Hermanns aus dem Jahre 1947.
  • Hermanns hatte das Stück Anfang der 1920er-Jahre geschrieben, weil kaum ältere Weihnachtsstücke im Aachener Idiom überliefert waren.
  • Er betonte, dass gerade in diesem Weihnachtstück deutlich werde, dass das Öcher Platt keineswegs nur zu komischen Zwecken tauge.


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Präsentieren die Archivale des Monats im heutigen Dominzil der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche in der Barockfabrik am Löhergraben: (v.l.n.r.) Otto Trebels (Leiter der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche), Dr. René Rohrkamp (Leiter des Aachener Stadtarchivs) sowie Puppenspieler Peter Reuter. © Stadt Aachen / Andreas Herrmann

Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivalie des Monats. Die Archivalie mit einem kurzen Begleittext wird einen Monat lang in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Die Archivalie des Monats Dezember 2017 zeigt so das Plakat der ersten Nachkriegsaufführung des Stücks „Das große Aachener Krippenspiel“ von Will Hermanns aus dem Jahre 1947.

Trotz aller Nöte gab es in der Nachkriegszeit in Aachen für Kinder ein kulturelles Angebot, wenn auch ein überschaubares. Die Städtische Puppenbühne hatte bereits im Oktober 1946 wieder mit ihren Aufführungen begonnen. Sie zeigte am 14. Dezember 1947 in ihren Räumen in der Stadtbibliothek, die damals noch ihren Standort in der Peterstraße hatte, die erste Nachkriegsaufführung des Stücks „Das große Aachener Krippenspiel“ von Will Hermanns.

Die Hirten sprachen Öcher Platt-  und alle anderen Hochdeutsch
Für die Spielleitung und das Bühnenbild zeichnete Paul Schneeloch verantwortlich, die Puppenköpfe hatte Christine Geller geschnitzt und der Schulchor Beeckstraße begleitete die Puppenspieler, die das Publikum in eine weihnachtliche, farbenfrohe Welt entführten, in der die Hirten Öcher Platt und alle anderen Hochdeutsch sprachen. Hermanns hatte das Stück Anfang der 1920er-Jahre geschrieben, da kaum ältere Weihnachtsstücke im Aachener Idiom überliefert waren. Erstmals führte das Stadttheater die mundartlichen Szenen des Stücks im Dezember 1923 im Rahmen seines „Deutschen Weihnachtsspiels“ auf.

Die „Aachener Künstler-Puppenbühne“
Hermanns hatte 1921 das „Öcher Schängche“ mitgegründet, sich aber zwischenzeitlich von ihm abgewandt. In der Weihnachtszeit 1933 hatte „Das große Aachener Krippenspiel“ dann zum Repertoire einer neu gegründeten Puppenbühne, der „Aachener Künstler-Puppenbühne“, gehört. Sie führte es am 11. Dezember 1933 im Gartensaal des Alten Kurhauses erstmals als Puppenspiel auf. Max Radestock war ihr künstlerischer Leiter; das sinnbildliche, die Phantasie der Kinder anregende Bühnenbild stammte von Sepp Schüller. Die „Aachener Künstler-Puppenbühne“ existierte jedoch nur kurz, sie konnte sich nicht selbst finanzieren. Das Krippenspiel von Hermanns wurde viele Jahre nicht mehr aufgeführt.

Die 1946 wieder ins Leben gerufene Städtische Puppenbühne hätte das Stück womöglich auch schon ein Jahr früher aufgeführt, aber der Leiter der Volkshochschule Josef Lang – ihm unterstand die Puppenbühne – weigerte sich, Stücke von Will Hermanns zu spielen, so lange dieser noch nicht entnazifiziert war. Dieser hatte sich unter anderem als Leiter des städtischen Presseamts und Redenschreiber für den NS-Bürgermeister Quirin Jansen in den 1930er-Jahren in den Dienst des NS-Regimes gestellt. Erst als Josef Lang die VHS Aachen 1947 verließ, kam das Stück auf den Spielplan.

„Wer hant e Kengche fonge“
Will Hermanns selbst betonte, dass gerade in diesem Weihnachtstück deutlich werde, dass das Öcher Platt keineswegs nur zu komischen Zwecken tauge. Die Aachener Nachrichten schrieben am 19. Dezember 1947 über die erste Wiederaufführung des Puppenspiels: „Man möchte dieser Weihnachtslegende in ‚Aachener Melodie‘ alljährliche Wiederkehr im Festkreis der Weihnacht wünschen, auf daß recht viele Menschen sich ihrer schlichten, reinen Deutung erfreuen mögen.“ Und den Hirten zuhören, wenn sie vor der Krippe aus Freude über das gefundene Kind singen: „Wer hant e Kengche fonge“.